Bach im gemischten Doppel

Musik kann Spaß machen, kann zum Lachen bringen und trotzdem ernsthaft ausgeführt werden. Einen beeindruckenden Beweis hierfür lieferte das Mosel Musikfestival mit seinem Konzert für vier Pianisten und vier Flügel im Trierer Stadttheater.

Trier. Warum heißt ein Klavier eigentlich Klavier? Spätestens seit dem Konzert des Mosel Musikfestivals unter der Überschrift "8 Hände - 4 Flügel" weiß man es. Weil an einem Klavier vier Pianisten spielen können. Gleichzeitig! Zugegeben, dies waren nur die Schokokrümel auf dem Sahnehäubchen des Cappuccinos, soll heißen, eines großartigen Konzertes im Trierer Stadttheater, ein Gag als Zugabe, den sich die gut 300 Zuhörer mit Standing Ovations erklatscht hatten.

40 Finger auf 88 Tasten

 Anna Malikova, Olivier Cazals, Nami Ejiri und Marcus Kretzer (von links) spielten als Zugabe zusammen an einem Flügel im Trierer Stadttheater. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Anna Malikova, Olivier Cazals, Nami Ejiri und Marcus Kretzer (von links) spielten als Zugabe zusammen an einem Flügel im Trierer Stadttheater. TV-Foto: Gerhard W. Kluth



Bei 88 Tasten und 40 Fingern würde es auch ein wenig eng werden, wenn vier Pianisten gleichzeitig an einer Klaviatur die Regel wären. Aber auch mit einem Pianisten pro Flügel war dieses Konzert ein exzellentes Beispiel dafür, wie Musik riesigen Spaß machen kann, ohne dass daraus Klamauk wird, ohne dass man ein bedenkliches "Naja" im Hinterkopf hört.

Bevor dieser "Marche Galop" von Albert Lavignac, übrigens eine Original-Komposition für vier Pianisten an einem Instrument, erklang, gab es ein Konzert, das alle Bedingungen für einen Erfolg von der ersten Noten an erfüllte. Unterstützt von einem japanischen Klavierbauer hatte das Festival vier große Konzertflügel auf der Bühne des Stadttheaters aufgestellt, die eine beeindruckende Kulisse boten. Es waren die Instrumente für Anna Malikova, Nami Ejiri, Marcus Kretzer und Olivier Cazal, allesamt Pianisten, die sich einen sehr wohlklingenden Namen in der Musikwelt erarbeitet haben. Im ersten Teil widmete sich die Veranstaltung Werken für zwei Pianisten wie etwa dem berühmten Zauberlehrling von Paul Dukas, gespielt von Ejiri und Kretzer oder auch der Fantasie-Suite Nr. 1 von Sergej Rachmaninow (Cazal, Malikova), jeweils an zwei Flügeln. Neben der unglaublichen Präzision, mit der die Pianisten höchst virtuos agierten, bildeten auch die Unterschiede im Klangcharakter der Instrumente einen sehr interessanten Aspekt, der der Musik einen eigenen Charme gab.

Im zweiten Teil gab es ein gemischtes Doppel, das sich sportlich-virtuos Kompositionen von Johann Sebastian Bach (Konzert für vier Claviere a-Moll), Friedrich Smetana (Overtüre zu "Die verkaufte Braut") oder Zez Confrey (Dizzi Fingers) annahm. Das allerdings, ohne die Musikalität zu vernachlässigen. Selbst Verfechter des originalen Klanges konnten nicht anders, als begeistert sein von der Interpretation des Bach'schen Konzertes.

Es war ein Erlebnis. Es wunderte überhaupt nicht, dass es nach den in der Tat Schwindel erregenden Fingern (Dizzi Fingers) stehende Ovationen für das Quartett gab, und eigentlich stand nur noch die Frage im Raum, wer jetzt mehr Vergnügen, mehr Spaß am Konzert hatte, das Publikum oder die Interpreten.

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