Bachs Blüten

TRIER. Lehr-und Wanderjahr eines Bach-Touristen zeigt die neue Ausstellung der Gesellschaft für Bildende Kunst. Claus Bachs Bildserie Bach 2000 zeigt die Galerie Palais Walderdorff neben anderen Arbeiten des Künstlers.

 Nicht ganz ernst gemeint: Hommage von Claus Bach an seinen komponierenden Namensvetter aus Leipzig.Foto: Galerie

Nicht ganz ernst gemeint: Hommage von Claus Bach an seinen komponierenden Namensvetter aus Leipzig.Foto: Galerie

Er ist weder ein Nachfahre des be- rühmten Thomaskantors (trotz des gleichlautenden Nachnamens) noch ein wallfahrender Tourist zu dessen Weihetempeln. Auf Letzteres hat Claus Bach sich seinerzeit nur aus Kunstgründen eingelassen und womöglich auch aus Lust am Verwirrspiel mit der eigenen Person. Was bei Bachs Selbsterfahrungstrip als Bach-Tourist herausgekommen ist, steht im Mittelpunkt der neuen Ausstellung der Galerie Palais Walderdorff. Immer wieder sei er auf eine Verwandtschaft mit dem großen J. S. angesprochen worden, berichtet Claus Bach, der in Weimar und an der Europäischen Kunstakademie Trier unterrichtet. Da lag es auf der Hand, sich bei passender Gelegenheit gegenseitig bekannt zu machen. Und die kam im Bachjahr 2000. Mit dem Ziel "Bach meets Bach" machten sich Claus Bach und Gattin auf, um dem Meister der Fuge an seinen Wirkungsstätten gemeinsam mit der großen touristischen Bach-Gemeinde ihre Reverenz zu erweisen. Was jetzt in Trier daraus als Bildserie herüberkommt, ist eine freche Selbstinszenierung nach dem Motto "Bach am laufenden Band". Allerhand erfährt der Betrachter über das Wesen wahrer Anhängerschaft. Wer zu Bach reisen will, muss nicht nur mit der Liebsten gehen, er muss sich auch mit einem Strohsack begnügen und sich vor allem rundherum mit den Feldzeichen des touristischen Kreuzzugs versehen. Und ein guter Schwimmer sollte der Bach-Jünger auch sein, wenn er vollbekleidet und mit Bach-T-Shirt in die Thermen von Bad Sulza taucht, sonst geht alles den Bach herunter. Oder schwimmt Bach, wie hier zu sehen, etwa am Ende immer oben? Doch Spaß beiseite: Es ist schon witzig, was der Foto-Künstler da ins Bild gesetzt hat. Etwas tief gegründet ist dagegen der im Begleittext nachzulesende Anspruch, über die Bilderserie touristische Abgründe offenzulegen. Dazu sind die Bilder nun doch zu harmlos. Ein paar mit Bach-Partituren und einschlägigen Schriftzügen bedruckte Westen, Krawatten oder Regenschirme wirken höchstens ein bisschen komisch. Ansonsten zeugen sie wie die gelegentlich weihevollen Mienen einzig von der unbekümmerten Begeisterung der Bachgemeinde für ihren Meister. Hintersinn ist künstlerseits auch bei Claus Bachs Blumenserie im Obergeschoss der Galerie angesagt. Allein - gegen Kollegen Mapplethorpes "Blumen des Bösen" bleiben Claus Bachs blutrote "Amaryllis" schmückendes Beiwerk. Übrigens: Der Titel der Schau "Mehr Licht" stammt von einer anderen Weimarer Größe. Dichterfürst Goethe soll den Wunsch auf dem Totenbett geäußert haben. Wobei Erhellung auch der Bildenden Kunst nicht schaden kann. Bis 23. März, di.-fr. 11 bis 13 u. 14 bis 17 Uhr, sa. u. so. 10 bis 13 Uhr.

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