Bachs Klanggeflecht wird zur Predigt
Etwas holprig und nicht sehr überzeugend ist der Orgelsommer 2010 gestartet. Anders der jüngste Abend, den man nur als restlos überzeugend bezeichnen konnte.
Trier. (gkl) "Na bitte, geht doch", war man geneigt zu sagen, nachdem das dritte Konzert des Orgelsommers 2010 in der Konstantin-Basilika vorüber war. Nach den beiden eher bescheidenen Abenden zuvor, endlich ein Abend, wie man ihn in der Basilika gewöhnt ist. Verantwortlich war Winfried Bönig, seines Zeichens Organist am Dom zu Köln. Mit der Choralpartita "Sei gegrüßet, Jesu gütig", BWV 768, und der Choralbearbeitung "Allein Gott in der Höh sei Ehr", BWV 663, hatte Bönig zwei großartige Höhepunkte in seinem Programm postiert. Insbesondere die Partita gestaltete er beinahe zu einer ausgiebigen Predigt. Zehnmal variiert Bach in diesem Werk den eröffnenden Choral und belässt das Klanggeflecht, das die Melodie umgibt. Mit überaus geschickten Registrierungen und makellosem Spiel stellte Bönig die immer drängendere Bitte um das Erbarmen Jesu für die arme Seele dar, bis am Ende streng und doch strahlend wie ein Sonnenaufgang der Choral nicht mehr flehentlich, sondern als eine Zusage noch einmal im vollen Werk erscheint. Vom Gestus ganz anders, aber um keinen Deut weniger ausdrucksstark widmete er sich der cantablen Choralbearbeitung.
Dagegen hatten, vom Inhalt her, die übrigen Werke kaum noch eine Chance. Georg Friedrich Händels Konzert d-Moll, HWV 309, oder Mozarts Intrada und Fuge C-Dur, KV 399, und das Andante F-Dur, KV 616, konnten, obschon meisterlich gespielt, mit dem Bachschen Niveau nicht mithalten. Ebenso wie Fanfare und Cantabile des Belgiers Nicolas-Jacques Lemmens. Aber auch hier schaffte Bönig es, mit raffinierter Auswahl der Klangfarben und stilsicherer Interpretation sein Publikum bei der Stange zu halten. Es war die Entspannung nach den ernsten und tiefgründigen Programmteilen.
Am nächsten Dienstag, 28. Juli, spielt um 20.30 Uhr, Joon-Ho Park aus Südkorea in der Basilika. Karten gibt es in den TV-Service-Centern Trier, Bitburg und Wittlich.