Barfuß zwischen den Kontinenten

Cesaria Evora, Grammy-Preisträgerin und Weltstar der Weltmusik, zeigt sich bei ihrem Auftritt in der Rockhal in Esch als Diva mit Bodenhaftung. Ihren barfüßigen Auftritt zugunsten ihres Heimatdorfes auf den Kapverdischen Inseln verfolgen 2000 Zuschauer.

 Geerdet: Cesaria Evora singt barfuß. TV-Foto: Patrick Wiermer

Geerdet: Cesaria Evora singt barfuß. TV-Foto: Patrick Wiermer

Esch. Es ist, als ob sie zu Hause angekommen wäre: Den ersten stehenden Applaus gibt es, als Cesaria Evora langsam die Bühne betritt. Ein kleines Persönchen von 68 Jahren, vom Schlaganfall, den sie vergangenes Jahr erlitt, immer noch gezeichnet - doch die Kapverdianerin hat Ausstrahlung, bewegt sich aus den Schultern heraus zum Rhythmus der Lieder.
Brückenschlag zwischen Arm und Reich



Evoras Auftritt ist mehr als das offiziell angekündigte Benefizkonzert für ihre Heimatstadt Mindelo. Sie schlägt Brücken zwischen der ehemaligen portugiesischen Kolonie, ihrer Heimat, den Kapverdischen Inseln, und Europa, zwischen Arm und Reich. In ihren Liedern singt sie auf Portugiesisch, Spanisch, Französisch oder Kreolisch von Auswanderung und der Sehnsucht nach einer Heimat, die früher unter dem Sklavenhandel litt und heute unter der Armut leidet - und trifft damit den Nerv einer noch nicht bewältigten Vergangenheit. Auch äußerlich zeigt Evora Solidarität mit den Armen: In Esch tritt sie barfuß auf. Dieses Symbol hat sie als "barfüßige Diva" berühmt gemacht.
Kein aufgesetztes Gutmenschentum



Doch bei Evora wirkt das nicht wie aufgesetztes Gutmenschentum einer Diva, die es in Europa, namentlich in Paris, zu Weltruhm gebracht hat - ihr Auftritt ist unprätentiös, keine Bühnenansagen, am Anfang darf auch mal der Einsatz verpasst werden. Evora, die erst mit Ende vierzig ihren ersten Plattenvertrag bekommen hat, wirkt insgesamt eher wie eine gutmütige Großmutter, die Geschichten aus der Heimat erzählt - mit ruhiger und weicher Stimme, dem typischen Merkmal des Morna-Gesangs von den Kapverden. Begleitet von einer großen Rhythmusgruppe (Gitarre, Piano, Perkussion, Schlagzeug, Bass und Cavaquinho, einer Art Ukulele) sowie Violine klingt das wie eine Mischung aus portugiesischem Fado und afro-karibischen Klängen. Am Ende ist auch das Publikum von der Stimmung erfasst, versammelt sich vor der Bühne. Evoras Heimat sind die Kapverden, ihr Zuhause ist in Esch die ganze Welt.

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