"Bei Bach kann man nicht schummeln"

In Italien kennt man ihren Namen genauso wie in Spanien, Israel, Griechenland oder England. Die Altistin Marion Eckstein ist in ganz Europa zuhause. Ihre Wurzeln aber hat sie an der Mosel.

Trier/Osann-Monzel. "Bachsche Musik ist in meinen Augen das Anspruchsvollste, was es gibt. Bei ihr kann man nicht schummeln oder mogeln." Diejenige, die das sagt, muss es wissen, denn sie singt häufig Arien und Rezitative aus den Werken des großen Thomaskantors. Es ist Marion Eckstein, seit kurzem in Starnberg bei München beheimatete Altistin mit Wurzeln an der Mosel. Eckstein entstammt einem Weingut aus Osann-Monzel, darauf legt sie wert, auch wenn in ihrer Geburtsurkunde Bernkastel-Kues vermerkt ist. "Das hängt nur mit dem Krankenhaus zusammen", kommentiert sie schmunzelnd diesen Umstand, wobei sie allerdings die Bedeutung der Doktorstadt und auch der Kreisstadt Wittlich für ihren musikalischen Werdegang nicht leugnet.Ihre erste Begegnung mit klassischer Musik hatte sie durch den Musiklehrer Helmut Magunia am Cusanus-Gymnasium in Wittlich. Hier kam sie auch mit ihrem Instrument, der Geige, erstmals in Berührung. "In meinem Elternhaus gab es eigentlich keine klassische Musik. Umso mehr bin ich meinen Eltern bis heute dankbar, dass sie mir nie Schwierigkeiten gemacht haben, sondern mich sogar unterstützten." Weitere wichtige Personen waren Peter Mohrs als ihr Geigenlehrer und Wolfgang Lichter als Leiter des Bernkasteler Kammerorchesters, bei dem sie mitspielte. Bei der Erinnerung an diese Zeiten bekommt die Profisängerin leuchtende Augen und bricht eine kräftige Lanze für die Laienmusik. "Es ist eine unglaublich wichtige Arbeit, die Ensembles wie das Bernkasteler Kammerorchester leisten. Sie sind nicht nur überall in unserem Land wertvolle Mosaiksteine im kulturellen Leben, sondern auch ein wichtiger Nährboden für junge Musiker und deren Zukunft."Im Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz lernte Eckstein ihren Mann Lutz kennen, der dort Kontrabass spielte. Er war es auch, der sie nach Stuttgart holte, wo sie zunächst Germanistik und Schulmusik studierte und abschloss. "Das war schon ein wenig der Wunsch meiner Eltern, die sich eine gesicherte Existenz für mich wünschten", sagt die zweifache Mutter. Inzwischen hatte Eckstein den Gesang entdeckt und sattelte auf ihr Staatsexamen als Lehrerin Studien bei Julia Hamari und Dunja Vejzovic darauf. Eine Entscheidung, die, wie sie heute weiß, richtig war.Dass die Stipendiatin des Internationalen Richard Wagner Verbandes als Künstlerin etwas zu bieten hatte, zeigte sich schnell. Man wurde auf sie aufmerksam. "Ich war einmal für ein Konzert in der Stuttgarter Stiftskirche engagiert", weiß Eckstein zu berichten, "als ich plötzlich Helmuth Rilling, dem Leiter der Stuttgarter Bachakademie unter den Zuhörern sah. Da wurde mir schon ein wenig anders, obwohl ich Rilling recht gut kannte. Längere Zeit war ich Mitglied in seiner Gächinger Kantorei." Inzwischen ist Rilling nur einer unter etlichen Namen großer Dirigenten, die mit Eckstein gerne zusammen arbeiten. Ludger Rémy und Kay Johannsen gehören ebenso dazu wie Thomas Hengelbrock, der sie für das nächste Jahr für etliche Konzerte in Bologna, Salzburg und das Festspielhaus in Baden-Baden verpflichtet hat. Immer wieder kehrt die Trägerin des Kulturförderpreises des Kreises Bernkastel-Wittlich aus dem Jahre 2005 aber zur Barockmusik, und hier vor allem zu Bach zurück. "Bach ist für mich ein Theologe, und seine Kantaten und Oratorien sind für mich immer auch ein Gottesdienst." Gleich drei Mal kommt Marion Eckstein in die Region. Am 2. Dezember singt sie in der Trierer Konstantinbasilika bei Bachs Magnificat mit. Am 16. Dezember ist sie die Solistin im Weihnachtskonzert im Kloster Machern, und für den Karfreitag des nächsten Jahres hat sie der Speechor für die Johannespassion verpflichtet.

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