"Beim Domchor müssen sich Dinge ändern"

Trier · Vor acht Jahren hat er als Kantor seine Arbeit am Trierer Dom begonnen. Seit dem 1. September ist Thomas Kiefer Domkapellmeister - als Nachfolger von Stephan Rommelspacher. Am Sonntag kann man ihn im Konzert erleben.

 Der Neue ist in Trier ein alter Bekannter: Thomas Kiefer hat sich bislang um die Nachwuchsarbeit in der Dommusik gekümmert. Foto: Rita Heyen

Der Neue ist in Trier ein alter Bekannter: Thomas Kiefer hat sich bislang um die Nachwuchsarbeit in der Dommusik gekümmert. Foto: Rita Heyen

Trier. Wie versteht der neue Leiter der Dommusik sein Amt? Und wie sehen die Perspektiven seiner Arbeit aus? TV-Mitarbeiter Martin Möller hat darüber mit dem neuen Trierer Domkapellmeister Thomas Kiefer gesprochen. Herr Kiefer, der Wechsel vom Domkantor zum Domkapellmeister kam ja ziemlich plötzlich. Waren Sie überrascht?Thomas Kiefer: Stephan Rommelspacher und ich haben über Dinge, die uns beide beschäftigen, immer offen gesprochen. Deswegen hat mich sein Wechsel nach Leipzig nicht überrascht. Dass sich dann das Domkapitel sehr schnell für mich als Nachfolger entschieden hat, kam aber unerwartet. Ein großer Vertrauensbeweis.Manche denken sich dann ein Sofortprogramm aus. Haben Sie das auch getan, oder lassen Sie die Dinge langsamer angehen?Kiefer: Als ich vor acht Jahren als Domkantor hierher kam, war ich gut beraten, mir die Dinge zunächst einmal anzuschauen. Ich habe damals das meiste zunächst übernommen, dann aber viele neue Akzente gesetzt. Beim Domchor werde ich zunächst beobachten, ob sich die Dinge musikalisch entwickeln lassen und dann weitersehen.Das heißt: Bei der Grundsatzfrage "Weitermachen und vorsichtig korrigieren" oder "Kurswechsel" entscheiden Sie sich für das Erstere?Kiefer: Teilweise. Mädchenchor und Knabenchor sind mit über 120 Mitgliedern sehr gut bestellt. Da geht es um Kontinuität. Was allerdings den Domchor angeht, da müssen sich Dinge ändern. Der Chor hat derzeit 30 Mitglieder. Das ist zu wenig. Er müsste doppelt so groß sein. Bisher mussten für die Gottesdienstmusik an Festtagen Gäste eingeladen werden, das ist sehr aufwendig. Und bei den großen Konzerten war der Chor in den letzten Jahren immer angewiesen auf Kooperation mit anderen Chören - zum Beispiel mit den "Cantores" bei Bachs h-Moll-Messe im September. Das kann in diesem Umfang nicht so bleiben.Der Domchor hat eine liturgisch-konzertante Doppelaufgabe. Das unterscheidet ihn von anderen Chören. Wie wirkt sich der Unterschied in der Praxis aus - Vorteil oder Problem?Kiefer: Der Domchor ist ja längst nicht mehr Sonntag für Sonntag im Gottesdienst aktiv. Sein Terminplan muss so sein, dass er für einen normalen "Familienmenschen" leistbar ist. Dennoch: Die Doppelaufgabe - Liturgie und Konzert - ist ein Riesenvorteil, weil die Sängerinnen und Sänger rasch lernen, weil das Repertoire immer abwechslungsreich bleibt. Es ist einfach ein ganz großer Unterschied, ob ein Chor sich Monate lang auf - sagen wir: das Mozart-Requiem - vorbereitet, oder dafür nur wenige Proben zur Verfügung hat. Routine im positiven Sinn! Da entfällt auch die Gefahr von Ermüdungserscheinungen.Die Präsenz Trierer Chöre, auch des Domchors in der Großregion ist, sagen wir, entwicklungsfähig. Was werden Sie tun? Oder ist die Großregion für einen Domchor nicht so wichtig?Kiefer: Ich werde auf jeden Fall etwas tun. Bisher habe ich mit luxemburgischen Chören nur positive Erfahrungen gemacht. Der Blick über die Grenze ist für mich sehr wichtig, viele Kollegen kenne ich persönlich. Mit den Nachwuchschören bin ich ja bereits weit über die Grenzen Triers hinaus gereist.Offen gesagt: Das Mozart-Requiem zum Einstieg ist nicht gerade revolutionär. Dürfen wir uns in Zukunft denn auf weniger Eingefahrenes freuen?Kiefer: Das Mozart-Requiem hatte ich mit Mädchenchor und Domsingknaben schon seit einem Jahr geplant. Jetzt bin ich Domkapellmeister und es wird zufällig mein erstes Konzert im neuen Amt. Was die Zukunft angeht: Am 3. Oktober 2014 gibt es zum Abschluss des Mosel Musikfestivals die interessante Kombination aus Bruckners d-Moll-Messe - die wird ja nicht so oft aufgeführt - und Frank Martins Oratorium "In Terra Pax". Ein großartiges Werk. Es ist eine Auftragskomposition zum Ende des Zweiten Weltkriegs, uraufgeführt im Mai 1945. Mit dem Konzert im Herbst 2014 erinnern wir auch an die Luftangriffe auf Trier im Jahr 1944 und die Teilzerstörung des Doms. möExtra

Thomas Kiefer (Jahrgang 1977), seit dem 1. September Domkapellmeister in Trier, war bisher als Domkantor verantwortlich für die musikalische Nachwuchsarbeit. Er stammt aus Perl, studierte Kirchenmusik in Saar- brücken und absolvierte danach ein zweijähriges Aufbaustudium für Chordirigieren an der Königlichen Musikhochschule Stockholm. Im Herbst 2004 gewann er den Internationalen Wettbewerb für junge Chordirigenten in Wien. mö Extra

Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem KV 626 steht im Mittelpunkt des Konzerts am Sonntag, 10. November, 17 Uhr, im Trierer Dom. Außerdem: die gregorianische Totenmesse, drei Instrumentalwerke von Arvo Pärt und Chormusik von Thomas Jennefelt. Mit Antonia Lutz, Annette Markert, Eric Stokloßa und Vinzenz Haab, Mädchenchor, Domsingknaben, dem Trierer Domchor und dem Philharmonische Orchester der Stadt Trier, Leitung Thomas Kiefer. mö Karten: TV-Service-Center Trier und an der Tageskasse.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort