Bekenntnisse einer Karrierefrau

BERLIN. Kleine Mädchen tragen rosa. Wenn sie groß sind und Eva Herman heißen, betonen sie ihre Weiblichkeit mit einem Kostüm im Pastellton und pinkfarbenem Lippenstift, passend zum Schutzumschlag ihres neuen Buches "Das Eva-Prinzip".

Das "Eva-Prinzip" ist das Buch, über das schon alle reden, obwohl es erst heute in die Buchläden kommt. Die erste Auflage ist bereits vergriffen. Herman hat zum Termin mit der Presse am Donnerstag in Berlin ihr Tagesschau-Gesicht aufgesetzt. Sie tut das, was sie als Nachrichtensprecherin gut kann: Sie liest von einem Blatt Papier ab. "Die Frau muss wieder Frau werden", beginnt sie ihre, wie sie selbst sagt, "erste offizielle Stellungnahme" zu dem Buch. Vor der Präsentation hatte der Verband deutscher Unternehmerinnen Hermans Buch als "überholte Kamelle" bezeichnet. "Tut uns Leid, Frau Herman, aber wirklich ernst nehmen können wir sie nicht. Vom güldenen Thrönchen aus spielt sich's leicht Hausfrau", sagte Verbandspräsidentin Regina Seidel. Doch Herman will nicht missverstanden werden."Frauen können nicht alles auf einmal schaffen"

"Die Reduzierung meiner Thesen auf den Zurück-zum-Herd-Slogan ist falsch", stellt sie klar. Sie glaube, dass jede Frau selbstständig über ihre Zukunft entscheiden müsse. Nur sollten sich die Frauen nicht länger einreden, sie könnten alles auf einmal schaffen - Karriere, Familie, Ehefrau, Geliebte. Die Selbstverwirklichung - für Herman ein "modernes Wort wie Cola oder Marlboro" - sei dem wirtschaftlichen Druck gewichen. Mit Freiheit habe das Berufsleben der Frau nichts mehr zu tun. "Ich spreche für eine Mehrheit der Frauen", betont Herman. Schließlich habe sie als Reaktion auf den Artikel im Magazin "Cicero" mehr als 300 E-Mails bekommen. All denen, die der Karrierefrau und Mutter Herman ihre eigene Biografie vorwerfen, entgegnet sie, "man müsse erst die Wahrheit erkennen, um nach ihr leben zu können". Daher fordere sie eine Rückbesinnung auf jene Stärken, die den Frauen durch den Überlebenskampf gegen die Männer verloren gingen. "Intuition" nennt sie diese "besonderen weiblichen Fähigkeiten" - etwas, das Männer nach ihrer Meinung selten besitzen. Zu dieser Begabung gehöre es auch, ein Heim gemütlich einzurichten, sodass sich Mann und Kinder in einer "lauten und bösen Welt" geborgen fühlen. Von Kinderkrippen hält Eva Herman nicht viel, dort würden Kinder unter drei Jahren bloß "verwahrt". Grund: Zu wenig Erzieherinnen für zu große Kindergruppen. Ähnlich ergeht es nach Meinung der Buchautorin den Tagesmüttern: "Sie haben in der Regel keine Ausbildung und sind überlastet", sagt Herman. Bleibt für die Frauen laut Herman also nur die Lösung, sich mindestens für die ersten drei Jahre nach der Geburt des Kindes ins Private zurückzuziehen. Herman hat dies, wenn auch mit Verspätung getan, für die Tagesschau wird sie die nächsten ein bis zwei Jahre nicht mehr vor der Kamera auftreten. "Freiwillig", wie sie betont. Wenn der Trubel um das Buch sich gelegt habe, werde sie sich um ihre Familie kümmern. Die Information, wie viele Kinder Herman hat (nämlich einen neunjährigen Sohn), sucht der Leser im Klappentext vergeblich. Dort ist sie Journalistin, Sprecherin der Tagesschau, Moderatorin und Buchautorin. Eine Karrierefrau eben.

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