Belgisches Jazz-Praliné

Trier · Ein Konzert voll mitreißender Dynamik und magischer Momente hat der vielfach ausgezeichnete belgische Jazzpianist Jef Neve auf Einladung des Jazzclubs EuroCore im Kurfürstlichen Palais gegeben. Zusammen mit seinen ebenfalls preisgekrönten Kollegen Ruben Samama am Bass und Teun Verbruggen am Schlagzeug stellte er Titel seiner CD "Imaginary Road" vor.

 Zauberer am Klavier: Jef Neve im Kurfürstlichen Palais. TV-Foto: Anke Emmerling

Zauberer am Klavier: Jef Neve im Kurfürstlichen Palais. TV-Foto: Anke Emmerling

Es gibt Konzerte, die zwar qualitativ hochwertig sind, doch Strahlkraft vermissen lassen, die wirklich bis ins Innere des Zuhörers vordringt. Ganz anders der Jazzabend mit dem belgischen Pianisten Jef Neve und seinen Begleitern Bassist Ruben Samama und Drummer Teun Verbruggen im Kurfürstlichen Palais. Es stellt sich ein junges Trio vor, das mit unverkrampfter Frische ans Werk geht, durch große Authentizität und gleichzeitig hohe Professionalität und musikalische Reife besticht.

Bekenntnis zum Glauben an eine bessere Welt



Von Anfang an springt der Funke über. Prägend für die von Jef Neve und teils auch Ruben Samama komponierte Musik, die sie auch auf die neue CD "Imaginary Road" gebannt haben, sind vom Flügel getragene Melodien, die mal balladesk-träumerisch, mal kammermusikalisch-klassisch, hymnisch oder krachend rockig ausfallen. Ergänzt und gesteigert durch kraftvolle Rhythmen haben sie immer eine sinnliche Ausstrahlung, denn sie setzen tiefe Empfindungen in musikalische Bilder um.

Ganz aktuell hat Jef Neve zum Beispiel die dramatischen Veränderungen verarbeitet, die derzeit die Welt in Atem halten, von den Demokratiebewegungen im arabischen Raum bis hin zur japanischen Natur- und Nuklear-Katastrophe. Die Premiere eines der daraus entstandenen Stücke wirkt aufwühlend, wie der Strudel einer Woge, die alles mitreißt und nur ganz langsam wieder abebbt. Doch es finden sich auch musikalisch hell gestaltete Einsprengsel, Funken der Hoffnung, darin. Neve bekennt sich in einer seiner charmanten Moderationen zum Glauben an eine bessere Welt, und diese Lebensbejahung spricht auch aus der Musik des Trios. Sie gibt weiter, was den Musikern an Schönem und Inspirierendem weltweit begegnet ist. So schlägt sich ein Besuch in der Stadt Sofia als gleichnamiges Stück mit orientalisch gefärbten Klängen nieder. Oder es äußert sich Ruben Samamas Liebe zu seiner koreanischen Ehefrau in fernöstlichen Zitaten. Beschwingt verknüpfen die Drei europäische und klassische Traditionen mit fremden Einflüssen und Improvisationen, die sich jeden experimentellen Freiraum nehmen, so wie es im Titel "The space we need" anklingt. Für die Zuhörer ist die sich dabei bis zur Ekstase steigernde Hingabe der Künstler ein mitreißendes Erlebnis. Genau so muss ein gutes Jazz-Konzert sein!

Als i-Tüpfelchen des Ganzen muss noch das durch farbiges Licht wunderbar atmosphärisch in Szene gesetzte Ambiente des Rokokosaales erwähnt werden. Eine weise Entscheidung des Jazzclubs EuroCore, intimere Konzerte hierher zu verlegen.

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