Beliebte Melodien

TRIER. (ruf) Diego Crovetti dirigierte Emmerich Kálmáns bekanntes Operettenwerk als Open Air-Ereignis. Bei klarem Himmel und angenehm warmer Temperatur erlebten 500 Zuschauer Budapester Temperament, beliebte Melodien in lebhafter Staffage - präsentiert vom Trierischen Volksfreund .

Da ist die Chansonette. Die singt im Varieté. Tritt im Budapester "Orpheum" auf. Wird dort gefeiert, bejubelt - und geliebt. Von einem Fürstensohn. Edwin Ronald von und zu Lippert-Weylersheim verehrt die feurige Sylva Varescu. Gesteht ihr seine Liebe. Verspricht ihr die Heirat. Doch das Glück hat einen Makel. Edwins adlige Eltern haben andere Pläne. Sie haben in Wien bereits dessen Verlobung mit Cousine Komtesse Stasi bekannt gegeben. Ein leichtes Mädchen kommt gar nicht in Frage. So fällt ein Schatten auf das rauschende Fest aus Anlass von Sylvas Abschiedsvorstellung. Offizier Rohnsdorff ist angereist, um Edwin nach Hause zu bringen. Emmerich Kálmáns Operette "Die Csárdásfürstin" wurde ein Welterfolg. Seit der Uraufführung im Jahr 1915 am Wiener Johann-Strauß-Theater haben sich unzählige Bühnen an diesem Stück versucht. Jetzt wanderte die Operette als Open-Air-Gastspiel in die Kulisse des Amphitheaters in Trier. Durch den Sommerabend dirigierte Diego Crovetti das Orchester der bulgarischen Staatsoper Plovdiv.Freche Kleider, fröhliche Walzer

Chor und Ballett der Staatsoper Stara Zagora (ebenfalls Bulgarien) zeigten sich in zeitgenössischem Aufzug: Die Herren in Frack und Zylinder. Die Damen in frechen Kleidern. Es wurde ein kurzweiliger Auftritt. Mit fröhlichen Walzern, schäumenden Csárdas, Zigeunerliedern, Kálmáns. Beliebt und bekannt sind diese Melodien: Etwa "Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht", "Das ist die Liebe, die dumme Liebe" oder "Die Mädis vom Chantant". Jedoch: Die Besucherzahl blieb hinter den Erwartungen zurück. Knapp 500 Zuschauer hatten den Weg zur "Csárdásfürstin" gefunden. Deren Rolle spielte Sopranistin Andrea Hörkens aus Mönchengladbach ganz apart. Sylva ist enttäuscht von Edwins Rückkehr nach Wien. Sie reist ihm nach und gibt sich als Gattin des Grafen Boni Kancsianu (ein Schelm mit Charme: Georgi Dinef) aus. Der ist Edwins bester Freund und hat großes Interesse an Comtesse Stasi (kess: Daniela Karaivanova). Dieser ist das familiäre Heiratsabkommen auch eher lästig. Eine Menge Stoff für Komplikationen. Für Romantik und Dramatik gleichermaßen. Edwin (kernig: Ivaylo Trifonov) widersetzt sich den Eltern. Die fürstlich-bigotte Gesellschaft bröckelt. Die Standesregeln sind morsch. Der Erste Weltkrieg ist nicht mehr fern. Amüsierwut übertüncht die Vorzeichen: Die Darsteller tanzten und sangen in bunter Staffage. Farbig waren auch die Stimmen, die rund 500 Besucher begeisterten.

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