Bella Italia an der Orgel

Zum Abschluss der Konzertsaison veranstaltete der Förderverein der Welschnonnenkirche ein Konzert, gestaltet durch den Domorganisten Josef Still, der seinen Abend unter die Überschrift "Bella Italia" gestellt hatte.

 Außergewöhnliche Musik spielt Josef Still. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Außergewöhnliche Musik spielt Josef Still. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Trier. (gkl) Still unternahm eine Reise durch die Orgelmusik vom beginnenden 15. Jahrhundert bis in die Romantik und konnte seine Zuhörer, deren Anzahl erheblich größer war als erwartet, teilweise doch ganz schön verblüffen. Das Kulturland Italien steht nicht gerade in der ersten Reihe, wenn es um Orgelmusik geht. Anders als etwa in Deutschland oder Frankreich ist uns von dort nicht all zu viel Literatur überliefert. Trotzdem gelang es Still, ein abwechslungsreiches Programm zusammenzustellen, bei dem schon das Eröffnungswerk von Bernardo Storace (Ballo della Battaglio) mit der kecken Trompete für Vergnügen und spitze Ohren sorgte. In technisch unantastbarer Manier und mit tatkräftiger Unterstützung durch seinen Sohn Johannes, der wegen der Einmanualigkeit des Instruments als Registrant besonders gefordert war, widmete sich Still bekannten Kompositionen von Girolamo Frescobaldi, Pietro Sales, Domenico Scarlatti und Domenico Zipoli. Besondere Aufmerksamkeit aber verdienten die zeitlichen Eckpunkte des Abends mit dem Gloria aus dem Codex Faenza des 15. Jahrhunderts und der Sonata G-Dur von Padre Davide da Bergamo. Das Gloria war geprägt von archaischen Klängen, die an ein mittelalterliches Kloster in zerklüfteten Bergen erinnerten. Eher das Flair einer großen Oper von Rossini dagegen versprühte die Sonate des Paters, deren Satzbezeichnungen wie etwa "All Elevazione" oder "Alla Communione" den Gebrauch für die ganz klar belegte. Immer wieder tauchte unter anderem die österreichische Nationalhymne auf(im 19. Jahrhundert gehörte Norditalien zu Österreich), die auch uns Deutschen gut bekannt ist.Humorvolle Interpretation, lebhafter Applaus

Der Pater hatte bei seiner eigenen Orgel Pauken, Becken und Triangeln zur Verfügung, auf die Still natürlich verzichten musste. Trotzdem sorgte seine humorvolle Interpretation für manches erheiterte Gesicht und für lebhafte Diskussionen im Anschluss, ob man so etwas heute noch im Gottesdienst spielen könnte. Lebhafter Applaus zeigte an, dass Domorganist Josef Still beim Publikum einen Volltreffer gelandet hatte.

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