Berliner Blech in der Eifel

Habscheid · Rund 700 Einwohner hat die Ortsgemeinde Habscheid bei Prüm. Knapp ein Drittel davon versammelte sich im Gemeindehaus, um das Blechbläser-Sextett aus Berlin zu begrüßen.

Habscheid. Manch einer ist der Auffassung, dass in Berlin viel Blech geredet wird. In die kleine Ortsgemeinde nahe der belgischen Grenze kam nun ein Sextett aus Berlin und redete kein Blech, sondern spielte es. Die sechs jungen Männer machten damit ihrem Ensemblenamen "Hauptstadtblech" alle Ehre.
Was aber brachte die Musiker dazu, an die 700 Kilometer durch die Republik zu reisen, um in Habscheid zu musizieren? Die Lösung ist einfach. Eines der Ensemblemitglieder, der Schlagzeuger Stefan Kickertz, stammt aus dem Eifelort, und da er ohnehin für seine 20jährige Mitgliedschaft im Musikverein geehrt werden sollte und Hauptstadtblech gerade on Tour ist, nutzte er die Gelegenheit, seinen Kollegen einmal seine Heimat zu zeigen. Die Habscheider bereiteten im voll besetzten Gemeindehaus Kickertz und seinen Freunden Johannes Huprich, Tom Pielucha (Trompete), dem Hornisten Valentin Jahn, Michael Knake (Posaune) sowie Tubist und Conférencier Steffen Grasse einen überwältigenden Empfang. Was die Hauptstädter, von denen übrigens keiner wirklich aus Berlin stammt, für die Eifel im Reisegepäck hatten, war aber auch eine Vergnüglichkeit erster Qualität.
Grasse lud das Publikum zu einer kleinen Weltreise von Berlin aus über England und Russland in die Schweiz, nach Spanien, in beide Teile Amerikas und zurück nach Berlin ein.
Stilistisch ging es vom Barock über die Oper bis hin zur aktuellsten Filmmusik. Händels "Wassermusik" erklang genauso wie eine Carmensuite, wobei in Ermangelung von Damen der schönste (und einzige) Lockenkopf Jahn die Carmen mimen musste. Bei Wilhelm Tell (Rossini) oblag es Kickertz, tapfer den Apfel auf dem Kopf zu tragen. "Der rosarote Panther" trieb sein Unwesen in der Eifel und am Ende fiel auch in Habscheid der kleine Grüne Kaktus vom Balkon.
Es war also eine gehörige Portion Humor, die man dem Ensemble bescheinigen kann. Aber da war noch mehr. Alle sechs sind Meister auf ihren Instrumenten und boten musikalisch und technisch einen Abend vom Feinsten. Jeder ein Virtuose, dem man beste Solistenfähigkeiten attestieren konnte und alle zusammen ein eingeschworenes Team, das die größte Freude am Musizieren hatte und die Zuhörer schlicht mitrissen.
Wen wunderte es da noch, dass am Ende in Habscheid eine Stimmung wie in der Trierer Arena war und ein begeistertes Publikum in den Schlager "Wann wird es endlich wieder Sommer" mit einstimmte.

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