Trier. Die Sonne taucht den Dom in ein brillantes Licht, auf dem Domfreihof liegen Menschen absolut entspannt in Sitzsäcken und Hängematten unter schattenspendenden Platanen und lauschen. Das Ambiente hätte nicht besser sein können am Donnerstagabend, als die zweite Auflage des Lesefestivals StadtLesen offiziell eröffnet wurde. Schon den ganzen Donnerstag über hatten viele Leseratten in den rund 3000 Büchern gestöbert, hatten sich mit einem Buch auf den Bänken und unter Bäumen gemütlich gemacht. Bei StadtLesen, das in Trier vom Medienzentrum mitorganisiert wird, dreht sich alles ums Buch. Und am Abend sahen mehrere Hundert den Auftakt und gleichzeitig Höhepunkt der viertägigen Veranstaltung (siehe Extra). "Warum war ich nicht schon vorher einmal in dieser wunderschönen Stadt?", fragte der Berliner Film- und Theaterschauspieler und Fernsehpreisträger Benno Fürmann - und lieferte den Grund gleich mit: "Vielleicht weil Trier nicht so einfach zu erreichen ist. Das habe ich heute gemerkt."
Die Berliner Schnauze Fürmann - bekannt für gradlinige, aber auch schwierige Rollen - hatte sich für seinen Vorleseabend unter Platanen zwei Werke von Nick Hornby ausgewählt. "Jeder liest Drecksack" und "Small Country", typisch britischer Humor des Kultautors, der unter anderem mit dem Fußballroman "Fever Pitch" weltberühmt geworden war. Ursprünglich sollte Raphael Menke vor Benno Fürmann auf der Bühne aus "Nur Mut, nimm's sportlich" vorlesen, doch der Sieger des Volksfreund-Kurzgeschichtenwettbewerbs (der TV berichtete) konnte wegen seiner Bachelorarbeit an der Uni Freiburg leider nicht auftreten.
So hingen die Zuhörer ausschließlich an Fürmanns Lippen, der mit viel Ausstrahlung und Empathie vorlas. Den Lesefans - oder aber Fürmann-Fans (meist weiblich) - gefiel es in "Triers perfektesten Lesezimmer", wie Oberbürgermeister Wolfram Leibe den Domfreihof in seiner Eröffnungsrede nannte. Und immer wieder drehten sich auch Vorbeilaufende um und widmeten Fürmann und den Menschen in Sitzsäcken statt dem Dom ihre Aufmerksamkeit. BP
Extra

Das weitere Programm: Der heutige Freitag steht unter dem Motto Integrationslesetag. Am Samstag liest Deana Zinßmeister aus ihrem historischen Roman "Der Pest-reiter" (15 Uhr). Um 17 Uhr findet der erste Poetry Slam mit regionalen Literaten unter freiem Himmel in Trier statt. Danach trägt der ehemalige Stadtschreiber Frank Meyer Auszüge aus seinen Trier-Kolumnen vor. Zudem stellt Sandra Baumgärttner aus Trier um 11 Uhr in der Stadtbibliothek ihr Buch "Vampi, die kleine Vampirfledermaus" vor. Der Sonntag steht unter dem Motto Familienlesen. Vier regionale Autoren lesen aus ihren Büchern. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen auf dem Domfreihof ist frei. BP