Berndorf: Ich habe selbst Depressionen erlebt

Prüm · Journalist Siggi Baumeister ermittelt wieder auf eigene Faust Basaltabbau in der Eifel, gute und schlechte Unternehmer und ein an Depression erkrankter Rodenstock - das sind nur einige Themen, die in "Die Eifel-Connection", dem neuen Eifel-Krimi von Jacques Berndorf, eine Rolle spielen.

Prüm. (sn) Diese Woche erscheint der neue Eifel-Krimi "Die Eifel-Connection" von Jacques Berndorf (Pseudonym des Autors Michael Preute). Darin geht es um nebulöse Geschäfte in der Eifel. TV-Redakteurin Stefanie Glandien sprach mit dem Autor über sein neues Werk.

In "Die Eifel-Connection" thematisieren Sie den Lava- und Basaltabbau in der Eifel - wie sind Sie auf dieses Thema gekommen?
Berndorf: Im Grunde genommen lag das ja in der Luft. Wir haben gerade so eine Welle von Diskussionen hinter uns. Ich habe gedacht, wenn man die Flächen derartig ausweitet, wie die das tun - von 400 auf 2000 Hektar - da stimmt doch irgendwas nicht. Wozu um Gottes willen machen die eine vierfache Vergrößerung? Ich nehme an, da bereiten sich ein paar Firmen vor, um den großen Schlag zu tun.

Sie behaupten, dass die Eifler bei den Abbaugebieten nicht mitreden können, sondern das Landesamt für Bergbau die Flächen festlegt. Die Ortsgemeinden haben aber schon noch Mitspracherechte.
Berndorf: Ja. Die können sagen, wir wollen oder wir wollen nicht. Inwieweit der Widerspruch greift, weiß ich natürlich nicht. Stellen Sie sich einen Ortsbürgermeister vor, der schlicht und ergreifend sagt, wenn wir das machen, kriegen wir pro Tonne abgefahrenes Material 60 Cent bis einen Euro - das kann für eine Gemeinde sehr viel Geld sein.

Sollen sich die Eifler noch stärker gegen diese Praxis wehren - Stichwort: Eifel 21?
Berndorf: Das ist ein bisschen übertrieben, das schreibe ich ja nicht. Im Grunde genommen ist es ja so: Es geht jetzt wieder mit den Windrädern los. Das ist genau dasselbe Problem. Einige sagen, die versauen die Gegend. Ich sage das nicht. Wenn man diese großen neuen Geräte, die ja 190 Meter hoch sind, in einen Wald setzt, dann kann man den Wald abschreiben, denn sie brauchen etwa 3500 Quadratmeter pro Windrad. Sie brauchen Anfahrtswege, die etwa zehn Meter breit und geschottert sein müssen, damit sie die schweren Kräne da hinkriegen. Da kann man sich leicht vorstellen, dass man mit fünf bis zehn Windrädern den Wald kaputtmacht.

In diesem Buch werden einheimische Zwischen-den-Zeilen-Leser besonders Spaß haben. Da gibt es ein paar fiese Typen, die einem irgendwie schwer bekannt vorkommen. Das hat Sie wohl in den Fingern gejuckt.
Berndorf: Nee, nicht mal. Ich denke, das sind so prototypische Leute. Jeder Landkreis hat so seinen Unternehmer, der ist ein bisschen größer, als die anderen. Der ist auch strikter, energischer, und weiß der Teufel, was der alles noch macht. Auf jeden Fall ist er für die Gegend auch sehr sehr nützlich. Das muss man einfach so begreifen. Aber er kann auch sehr viel Unheil anrichten.

Eine Person kam mir aber sehr bekannt vor.
Berndorf: Sie insistieren, dass ich eine Reportage geschrieben habe. Habe ich nicht.

Die Ähnlichkeit ist dann totaler Zufall?
Berndorf: Ja.

Der Journalist Siggi Baumeister ermittelt immer zusammen mit seinen Freunden Emma und Rodenstock. Doch der pensionierte Kriminalrat leidet an einer Depression und fällt total aus. Das Thema haben Sie doch sicher nicht zufällig angeschnitten?
Berndorf: Nein, das ist bei so einem Mann, wie er ist, fast normal, dass so was irgendwann im Laufe des Lebens kommt. Vor allem gegen Ende. Außerdem habe ich selbst wegen der Sauferei Depressionen erlebt und habe versucht mich zu töten. Das heißt, das ist ein Ding, das mir sehr nahe liegt. Ich glaube nicht, dass ich in den letzten Jahren eine Depression hatte. Wenn man sich Hilfe holt, kommt man schon zurecht. Man muss rechtzeitig die Schnauze aufmachen. Man muss auch sagen, Kinder irgendwas stimmt mit mir nicht, ich bin zu verkrampft, ich glaube an nichts mehr, es geht auf das Lebensende zu. Der Rodenstock hat eigentlich auch eine sehr gesunde Struktur. Leute mit Depressionen können einem ja furchtbar auf den Senkel gehen, weil sie alles negieren, was man sich vorstellen kann. Aber es ist eine gefährliche Krankheit.

Was sagen wir den Nichtlesern - es war mal im Gespräch, dass ein Eifelkrimi verfilmt wird?
Berndorf: Im Moment nicht. Bisher haben zwölf Produktionsfirmen versucht die ganze Reihe zu haben und aufzumischen. Da hat mein damaliger Verleger überhaupt nicht reagiert. Ich habe mich rausgehalten. Das war dumm. Die Stoffe liegen alle frei und können gemacht werden. Ich und mein Verleger Ralf Kramp bieten unsere Mitarbeit an, um die Stoffe aufzubauen. Das ist eine verrückte Geschichte: Ich bin angeblich der meistgelesene deutsche Krimiautor, und kein Arsch verfilmt mich. Ich könnte darüber in Weinen ausbrechen, werde es aber nicht tun. Nach meinem Abgang hat meine Frau dann so was wie ein Sparkassenbuch.

Gibt es schon ein neues Projekt?
Berndorf: Natürlich, das habe ich ja immer. Ich mache eine BND-Story für Heyne. Ich weiß schon wie der nächste Eifelkrimi aussehen wird in etwa, habe aber noch nicht damit angefangen.

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