Besessener Bernard

TRIER. (alf) US-Musiker Bernard Allison lockte am Mittwochabend knapp 200 Besucher in den großen Tufasaal. Diese sahen den Auftritt einer spielfreudigen Bluesband, die sich auch funky und rockig gab.

Der Name Allison bürgt für Qualität, das kennt man von Stücken des verstorbenen Luther Allison und mittlerweile auch von seinem Sohn Bernard. Der Junior vereint den traditionellen Blues mit Funk- und Rockelementen, wobei er auch da zumindest teilweise in die Fußstapfen seines Vaters tritt. Man denke nur an Luthers geniale Version des Stones-Titels "You can't always get what you want", in dem er auch gleich (gekonnt) Anleihen bei Lou Reed machte. Bernard präsentierte in Trier überwiegend Stücke seiner jüngsten, im vergangenen Oktober in Göttingen eingespielten Live-Doppel-CD "Energized". Auch in der Tufa gehörten die Instrumentalstücke zu den stärksten des Ausnahmegitarristen. Da werden wohl vertraute Klänge aus "Oh when the saints go marching in" beim Song "Talking Guitar" zu einem groovigen Gitarrensolo weitergesponnen. Allison lässt in der Tat seine Gitarre sprechen, mal lässt er sie aufjaulen, mal stakkato-artig losschreien, mal gefühlvoll jauchzen oder in ein Zwiegespräch mit dem Bassisten treten, wobei Allison jeden Ton mit entsprechender Mimik nachäfft. Bei einem anderen Song liebkost er die Saiten mit seiner Zunge - er ist halt ein Musikbesessener. Auch der Band (Bass: Jassen Wilber, Keyboards: Mike Vlahakis, Schlagzeug: Andrew Thomas) merkt man die Spielfreude an; sie jammt locker, hält musikalisch gebührenden Abstand zum Chef und dessen halbem Dutzend Gitarren, die er im Laufe des gut zweistündigen Konzerts traktiert. In "Too many woman" und "Snake bit again" (Ob das wohl eine Anspielung auf seine Schlangenköpfe ist, die seinen Hut zieren?) erinnert Bernard Allison in seinem Spiel an Johnny "Guitar" Watson und Jimmy Hendrix. Letzterem huldigt er auch in einem Rock-Medley. Wie immer bei neuen Alben und Konzerten baut Bernard Allison mehrere Stücke seines Vaters ein. Dort kommt dann der Blues erdiger und kraftvoller daher. So auch in dem tollen Song "A change must come", den Bernard mit Hingabe singt. Sein Vater habe es geschrieben, als er ein kleiner Junge gewesen sei, erzählt er dem Publikum, das den gut gelaunten Star auch bei einem Spaziergang durch den Saal hautnah erleben durfte - während er seinen Instrumental-Hit "Step down" zum Besten gab.

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