Best of Bach in St. Bernhard: Hohe musikalische Qualität

Wittlich · Der Musikkreis Wittlich hat am Palmsonntag in der St. Bernhardkirche die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach zur Aufführung gebracht. Die Zuhörer waren begeistert von der musikalischen Qualität des jungen Ensembles.

Man muss nicht selbst gläubig sein, um zu begreifen, welch tiefe Gefühle einen genialen Musiker wie Johann Sebastian Bach bewegt haben müssen, als er im Jahre 1729 sein wohl bedeutendstes Werk, die Matthäus-Passion, komponierte. Wer am Palmsonntag die Aufführung in der Wittlicher Bernhardkirche verfolgt hat, durfte - unbenommen des religiösen Aspektes - eines der wohl größten Werke der Musikgeschichte hören.

Auf Initiative des Musikkreises der Stadt Wittlich und unter der musikalischen Leitung von Ron Dirk Entleutner brachten das UNIvokalensemble und das UNIkammerorchester Koblenz, der Neue Kammerchor und die capella accademia Leipzig sowie der St.-Martins-Chor aus Bad Ems das monumentale Werk zur Aufführung. Ein großes und vor allem junges Ensemble, das sich aber der Mammutaufgabe dieses aufwendigen Werkes der Weltliteratur mehr als gewachsen zeigte.

Sehr reife Leistung



Die Matthäus-Passion, inhaltlich basierend auf dem gleichnamigen Evangelium, das den Leidensweg Christi bis zur Kreuzigung beschreibt, ist ein Oratorium, ein geistliches Musikstück für zwei Chöre, Orchester und Solisten. Hier glänzten mit ihren Arien Reglint Bühler (Sopran), Inga Jäger (Alt), Martin Häßler (als Christus, Bass), Daniel Blumenschein (Bass) und der Tenor Wolfgang Klose, der als Evangelist und Erzähler einen Riesen-Part feinfühlig und fehlerfrei meisterte. Eine sehr reife Leistung.

Fast Operncharakter



Das Werk, Höhepunkt des Schaffens von Bach, hat fast schon den Charakter einer Oper. Die Passion, das Leiden Christi, wird als epische Geschichte musikalisch dargestellt, rezitative Erzählung wechselt sich mit Chorälen und Arien ab. Eine zentrale Rolle spielt das bekannteste Stück, "Oh Haupt voll Blut und Wunden". Ganz große Musik, vom furiosen Chor von feinfühlig bis bombastisch interpretiert.

Trotz der Länge von über drei Stunden gibt es keine Längen. Dirigent Entleutner und seine Studenten halten die Spannung hoch, eine Gänsehaut jagt die andere. Zwischendurch gibt es immer auch kontemplative, ruhige Phasen, in denen sich die zahlreichen Zuhörer zurücklehnen und entspannt die Augen schließen. Dann bricht wieder der Chor wie ein Gewitter los, mancher in der Bernhardkirche zuckt zusammen, das sind wirklich erhebende Momente, einerseits der Musik, andererseits dem Ausnahmekönnen der Ausführenden geschuldet.

Leichte Konzentrationsschwächen bei den Streichern im zweiten Teil und bei der Verständlichkeit der Solistinnen fallen da nicht ins Gewicht.

Insgesamt ein ergreifendes Konzert, das wahrhaft österliche Stimmung erzeugt, tiefe Seufzer und strahlende Gesichter beim Publikum, das minutenlang stehend applaudiert.

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