Besucherplus, Sternstunden und neue Akzente: Über die Höhepunkte des 30. Mosel Musikfestivals und erste Pläne für 2016

Trier · Das Mosel Musikfestival hat seine Jubiläumssaison mit Erfolg beendet. Zur 30. Spielzeit kamen deutlich mehr Besucher als im Vorjahr, zudem konnten einige neue Konzertformate beim Publikum punkten. Für 2016 kündigt Intendant Hermann Lewen schon jetzt ein spannendes Kooperationsprojekt mit dem Theater Trier an.

Besucherplus, Sternstunden und neue Akzente: Über die Höhepunkte des 30. Mosel Musikfestivals und erste Pläne für 2016
Foto: willy speicher (wsp) ("TV-Upload speicher"

Trier. "Das war ein richtig gelungener Geburtstagssommer", sagt Hermann Lewen, Intendant des Mosel Musikfestivals (MMF). Und er hat allen Grund zur Freude, blickt er doch auf eine erfolgreiche 30. Ausgabe des größten und ältesten Klassikfestivals im Land zurück, die am Sonntag zu Ende gegangen ist. Das bestätigen zunächst die nackten Zahlen: 13 500 Besucher kamen zu den mehr als 50 Veranstaltungen an 41 Spielstätten entlang der Mosel, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Die Konzerte, sagt Lewen, seien im Durchschnitt zu 85 Prozent ausgelastet gewesen.Mosel Musikfestival


Aber nicht nur Zahlen sind der Grund für Lewens Zufriedenheit. Auch die Begegnungen mit Künstlern und Publikum seien bei der Jubiläumsausgabe ganz besondere gewesen: "Es war ein wunderbares Wiedersehen mit alten Freunden und jungen Menschen, die bei uns ihren Weg begonnen haben." Als Beispiel nennt er den Auftritt von Pianist Martin Stadtfeld, der schon 2001 sein Debüt an der Mosel gab. Oder Star-Trompeter Ludwig Güttler, der Ende der 80er Jahre beim Festival auftrat und nun wieder zu Gast war.
Auch viele Begegnungen der Künstler auf der Bühne hätten ihn beeindruckt, sagt der Festivalchef. Etwa der gemeinsame Auftritt von Pianistenlegende Alfred Brendel und Meisterschüler Kit Armstrong oder das Zusammentreffen von Stargeiger Daniel Hope mit dem Orchester L'Arte del Mondo bei "Vivaldi recomposed".
Bei den oft riskanten Open-Airs spielte diesmal das Wetter mit. Lediglich beim Aufakt im Juli mit Maybebop regnete es, Sänger und Zuhörer mussten für die Zugaben vom Innenhof ins Treppenhaus des Kurfürstlichen Palais umziehen. Ansonsten sorgten die vielen lauen Sommernächte für gut besuchte Veranstaltungen unter freiem Himmel. Allein zum Bigband-Konzert der Bundeswehr am Bernkasteler Moselufer kamen 4000 Gäste.
30 Jahre Mosel Musikfestival sind für Lewen auch ein Anlass, auf das bisher Erreichte zurückzublicken. "Es hat schon lange gedauert, bis das Festival den Stellenwert hatte, den es heute genießt", sagt der Intendant. Heute sei das Festival "in der internationalen Szene akzeptiert" und "im Fokus der Musikinteressierten" angekommen. "Es gibt in unserer materiell gesättigten Gesellschaft ein Bedürfnis nach emotionalen Erlebnissen - und die bieten wir."Neue Formate, neue Gesichter

Besucherplus, Sternstunden und neue Akzente: Über die Höhepunkte des 30. Mosel Musikfestivals und erste Pläne für 2016
Foto: Dorothee Quaré (DQ) ("TV-Upload Quar?"
 Besondere Momente beim 30. Mosel Musikfestival: das Beethoven-Public-Viewing vor der Basilika (oben), der Auftritt von Max Mutzke in den Viehmarktthermen (unten links) und die Begegnung zwischen Pianistenlegende Alfred Brendel und Schüler Kit Armstrong in Bitburg. TV-Fotos (2): Archiv/Willy Speicher, Dorothee Quaré, Artur Feller/Mosel Musikfestival

Besondere Momente beim 30. Mosel Musikfestival: das Beethoven-Public-Viewing vor der Basilika (oben), der Auftritt von Max Mutzke in den Viehmarktthermen (unten links) und die Begegnung zwischen Pianistenlegende Alfred Brendel und Schüler Kit Armstrong in Bitburg. TV-Fotos (2): Archiv/Willy Speicher, Dorothee Quaré, Artur Feller/Mosel Musikfestival

Foto: ARTur (g_kultur


Dazu gehöre auch, dass man neben Stars und beliebten Stammgästen auch neue Gesichter und neue Formate an "kulturhistorisch interessanten Spielstätten" ins Programm integriere. Geiger Roman Kim (24) etwa ist für Lewen "die Entdeckung des Sommers". Aber auch die erst zwölfjährige Pianistin Laetitia Hahn und ihr Bruder Philip hätten ihn fasziniert. "Wenn so ein Sechsjähriger sich ans Klavier setzt, mit den Beinen baumelnd, und Bach spielt - das ist eine Sternstunde. Dafür mache ich dieses Festival!"
"Verblüfft" habe ihn das Interesse an neuen Formaten wie "Nachts in der Basilika", ein Konzert nach 22 Uhr, das 600 Besucher anlockte. Bei der JTI Lounge in den Trie-rer Viehmarktthermen traf Soulsänger Max Mutzke auf ein Streichquintett. "Diese Sache war für junge Leute konzipiert. Dann hat uns aber das sogenannte etablierte Publikum fast überrannt - einfach, weil es gut und anders war." Ein weiteres Erfolgsrezept laut Lewen: die Einbindung regionaler Akteure. "Wir bieten der regionalen Kulturszene eine Plattform. Wir grenzen nicht aus, was vor Ort passiert."
"Noch lange nicht ausgeschöpft" sind für den Festivalchef Potenziale bei der touristischen Vermarktung und der finanziellen Unterstützung, etwa durch die Kommunen. Deren Anteil am Festivaletat von einer Million Euro liege bei 12 bis 15 Prozent. "Das sind Peanuts im Vergleich zu anderen Infrastrukturprojekten", kritisiert Lewen. Was in der Kultur investiert werde, zahle sich volkswirtschaftlich dreifach aus, das werde nur "leider nicht überall gesehen". Dabei habe er mit seinem kleinen Team in 30 Jahren "eine Marke, ein hochwertiges Produkt entwickelt", das der Tourismus verkaufen könne. Zwar gebe es inzwischen mehr Mitbewerber, die Klassik im Sommer anböten. "Aber das Spannende ist, dass wir alle keine Probleme haben."
Kaum ist das Jubiläum vorbei, richtet sich der Blick schon auf 2016. Das Programm für die kommende Saison wird im Dezember vorgestellt. Einen Höhepunkt verrät Lewen schon jetzt: Im Rahmen des mehrfach verschobenen "Nukleus"-Projekts zeigen das MMF und das Theater Trier vom 5. bis 7. August die Tanz- und Bürgertheater-Performance "Nero Hero" vor der Porta Nigra.
Ersatz müsse man suchen für den Palais-Innenhof, der für Bauarbeiten gesperrt werde. "Wir wollen deshalb häufiger ans Bernkasteler Ufer gehen." Gerne wiederholen würde Lewen das Public-Viewing-Experiment, bei dem 1000 Zuhörer vor der Basilika das Beethoven-Eröffnungskonzert kostenfrei auf einer Videoleinwand verfolgten. Dies habe allerdings einen "fünfstelligen Betrag" gekostet. Ob man so etwas erneut finanzieren könne, sei ungewiss.

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