Betretene Hirsche und Waschmaschinen vor weißen Gipfeln

Trier · Mit einer fantasievollen und höchst unterhaltsamen Malerin beschließt die Trierer Gesellschaft für Bildende Kunst ihr Ausstellungsjahr.

 Tessa Wolkersdorfer vor ihrem Gemälde mit Waschmaschine, Hausfrau und Bergwelt. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Tessa Wolkersdorfer vor ihrem Gemälde mit Waschmaschine, Hausfrau und Bergwelt. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. Tessa Wolkersdorfer malt keine Waschmaschinen, auch wenn gelegentlich auf ihren Gemälden solch ein Gerät zu sehen ist, und das noch vor schneebedecktem Alpenpanorama. Wer denkt da nicht an strahlende Frische und das weißeste aller weiß machenden Waschmittel. Nicht so Tessa Wolkersdorfer.
Viele Schichten


"Mich interessiert die Form", sagt die Künstlerin aus Nürnberg. Soll heißen: Der weiße Kubus mit dem Rund auf der Vorderseite ist nichts anderes als ein Baustein einer dichten, wohldurchdachten Bildkomposition. Auch wenn sie vorab keine Skizzen anfertigt, durchdacht und verdichtet ist nämlich alles, was die 1982 geborene Malerin im Bild schafft.
Tessa Wolkersdorfer ist eine wohltuend langsame Malerin. Monatelang, manchmal über ein Jahr, arbeite sie an einem Gemälde, berichtet die Künstlerin. Schicht um Schicht trägt sie auf, verwirft, überlagert und verändert den Bildraum. Das Prozesshafte ihrer Arbeit teilt sich auch dem Betrachter mit, zum Beispiel als Farbrinnsal und spontane Farbspritzer.
"Ich lege Wert darauf, dass jeder Teil der Komposition eine Funktion hat", erklärt die Malerin. Ihre Vielschichtigkeit macht die Gemälde vieldeutig. Transparent bleiben sie dennoch, verweisen sie doch über die Wirklichkeit des eigenen Bildraums hinaus in jenen anderen, surrealen, Raum der Vorstellung.
Dass Tessa Wolkersdorfers Bilder und die darauf abgebildeten Gegenstände, Tiere und Menschen immer in einem unbestimmten Schwebezustand zwischen Sein und Nichtsein bleiben, dazu trägt auch ihre Farbigkeit bei, ein Mix aus Textmarker, farbener Tusche und Acryl. Die junge Malerin versteht sich aufs Ungewisse, auf Traum und Doppelbödigkeit und nicht zuletzt auf Witz. Der harmlose Schriftzug "Eis" steht auch klimatisch im krassen Gegensatz zur Hitze und dem Pathos des blutroten Hintergrundes.
Requisiten des eigenen Lebens


Etwas betreten, geradezu deplatziert, schauen die Hirsche den Betrachter an. Zwischen der heimeligen Lampe, aus der das Licht wie ein Turm fällt, und der betulichen Kommode wird der rundliche Wohnwagen zum Sinnbild gutbürgerlicher Freiheitsentwürfe. Andernorts grüßt René Magrittes Surrealismus aus blauer Ferne. Tessa Wolkersdorfer nutzt, wie sie sagt, gern als Modell die Requisiten ihrer eigenen Lebenswirklichkeit. Mit ihnen träumt sie sich auf ihren Bildern höchst unterhaltsam nach vorne und zurück.
Die Ausstellung läuft bis zum 14. Dezember in der Galerie Walderdorff am Domfreihof in Trier. Geöffnet ist sie dienstags bis samstags von 11 bis 13 Uhr sowie dienstags, donnerstags und freitags von 14 bis 17 Uhr. Weitere Informationen: www.gb-kunst.de

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