Bezaubernde Mischung verschiedener Musikstile

Prüm · Der 15. Prümer Jazztag betritt mit dem internationalen Ensemble, bestehend aus einem Streichquartett und einem Jazztrio, musikalisches Neuland. Das ungewöhnliche Konzert im Vinzent von Paul Gymnasium hätte mehr Zuschauer verdient.

Prüm. Es klingt komplizierter als es tatsächlich ist: das Konzert von Beat Freisens Spelunkenorchester im Barocksaal des Vinzent-von-Paul-Gymnasiums wird mit Worten angekündigt, die ein wenig einschüchtern. Von Zwölftonfolgen, Aleatorik, modalen Jazzkonzeptionen und Improvisationsmodellen ist die Rede - dass dann sieben Musiker mit viel Spaß, Humor und Hingabe einen unterhaltsamen musikalischen Abend kreieren, ist die positive Überraschung am 15. Prümer Jazztag.
Leider bleiben einige Stühle, trotz freien Eintritts und ausreichender Werbung, leer. Nur etwa 80 Zuhörer haben den Weg nach Niederprüm nicht gescheut - dafür werden sie allerdings mit einem außergewöhnlichen Konzert belohnt. Das Spelunkenorchester wurde 2006 in Leipzig gegründet und galt schon im Folgejahr als große Neuentdeckung der Leipziger Jazztage. Die Musiker begegneten sich während ihres Studiums an der Leipziger Musikhochschule - die ungewöhnliche Besetzung des Ensembles ist darauf zurückzuführen.
Drum-Set mit Topfdeckeln


Das Spelunkenorchester vereinigt ein klassisches Streichquartett mit einem Jazztrio, bestehend aus Piano, Kontrabass und Schlagzeug, das von Beat Freisen bedient wird.
Sowohl er als auch seine Musiker setzen ihre Instrumente gerne auch auf ungewöhnliche eine Art: Freisen bearbeitet sein Drum-Set mit Topfdeckeln und selbst gebastelten kleinen Rasseln, Pianist Dmitrij Golovanov greift in den Flügel, um die Saiten mit den Fingern anzureißen, und die Bögen des Streichquartetts taugen auch als Schlaginstrumente.
Dabei entsteht eine Klangwelt, die ihres gleichen sucht - aber wohl nicht finden wird. Wohlklang und schräge Improvisationen, rhythmische Passagen und ausufernde Klangteppiche wechseln sich mit Momenten konzentrierter Stille ab, in denen die Violine einen einzelnen langen Ton ins Unerträgliche steigert: moderne Musik, die fesselt und berührt. "Es ist die grundlegende Zielsetzung, dass wir nicht einfach Klassik und Jazz aufeinander treffen lassen", sagt Beat Freisen. "In einer Zeit, in der es alles an Musik gibt, nehmen wir uns einfach die verschiedensten Elemente, die wir brauchen, um ein Stück zur Geltung zu bringen. Das kann freie Musik sein, oder sogar ein Rückgriff auf Renaissance-Klänge", sagt der Schlagzeuger, der zusammen mit dem Violinisten Johannes Dittmar die Musik des Spelunkenorchesters komponiert.
Trotz aller Ernsthaftigkeit und Konzentration, mit denen die Musiker ihr Werk angehen, bleibt der Spaß an kauzigen Tönen nicht auf der Strecke. Stücke wie "Schabernack" oder "Alte Dramen rosten nicht" sind in Musik gegossener Humor, der die Zuschauer zum Lächeln bringt.
Den Veranstaltern des Konzertes, der Jazz-Initiative Eifel, gebührt Dank für einen hervorragenden Konzertabend. Die Musiker und die Veranstalter hätten ein viel größeres Publikum verdient.

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