Bigband spielt für eine große Dame

Luxemburg · Sinfonieorchester trifft internationalen Gaststar - das ist das Konzept von "Pops at the Phil". Den Auftakt der Konzertreihe haben in diesem Jahr das Philharmonische und das Nationale Jazz-Orchester Luxemburg mit der amerikanischen Sängerin Patti Austin gestaltet.

 Stimmgewaltiger Gast in der Philharmonie: Patti Austin. Foto: Philharmonie

Stimmgewaltiger Gast in der Philharmonie: Patti Austin. Foto: Philharmonie

Luxemburg. Die erste Konzerthälfte gehört allein dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg, kurz OPL, und dem musikalischen Leiter von "Pops at the Phil", Gast Waltzing. Später steigen dann auch das Orchestre National de Jazz mit ein. Sie spielen Klassiker der Unterhaltungsmusik von 1930 bis heute, darunter Vernon Dukes "April in Paris", Leroy Andersons "Fiddle Faddle" oder "Lord of the Dance".
Ein paar Karnevalsfunken scheinen dabei gezündet zu haben. Das jedenfalls legen der temperamentvolle Samba-Auftakt "La Suerte de los Tontos" mit tanzenden Perkussionisten, Leroy Andersons 50er Jahre-Hit "The Typewriter" mit einem als Büroangestellten verkleideten Solisten und der Sombrero-Kostüm-Zauber beim feurigen Mexiko-Ohrwurm "Children of Sanchez" nahe.
Gute Laune und Humor bestimmen durchweg die Auswahl der durch Latin-, Swing- und Walzer-Rhythmen sowie Folkloreelemente geprägten Stücke, die Spielfreude der Musiker und die pfiffigen, teils jazzigen Arrangements. Waltzing lässt einzelne Instrumente oder Gruppen raffinierte Akzente setzen, dabei ernten die souveränen Solisten viel wohlverdienten Applaus.
In der zweiten Konzerthälfte formen die Orchester eine große Bigband und damit den Rahmen für einen glanzvollen Auftritt von Gaststar Patti Austin. Die 62-jährige New Yorker Soul- und Jazz-Diva bringt Ausschnitte aus ihrem Grammy nominierten Programm "For Ella", einer Hommage an Ella Fitzgerald, mit. Da gibt es ein Wiederhören mit deren großen Hits wie "A-Tisket, A-Tasket", "You\'ll Have to Swing it (Mr. Paganini)", "Too Close for Comfort", "Honeysuckle Rose" oder dem von Duke Ellington geschriebenen "Satin Doll".
Von Anfang an überzeugen Austins leicht rauchige, voluminöse Stimme und die ebenso lässige wie einfühlsame Art ihres Vortrags. So leicht, wie jemand, der beim Telefonieren nebenbei eine Kuli-Kritzelei aufs Blatt zeichnet, wirft sie Worte als swingende Melodien und Silben als sich kunstvoll hochschraubende Scat-Pirouetten in den Raum. Die Bandbreite ihres Ausdrucks, der sich zwar im Scat-Stil an Ella Fitzgerald orientiert, aber doch ein ganz eigener ist, changiert in feinen Nuancierungen von zart bis markant.
Leise und lyrisch geht der nur vom Piano begleitete Gershwin-Titel "The Man I Love" unter die Haut. Intensiv berührt das wie ein Gospel gesungene "Miss Otis Regrets" von Cole Porter. Hier kommt Austins Stimmvolumen in tieferen Lagen besonders zum Ausdruck. Die mehr als 1000 Philharmonie-Besucher quittieren ihren mit viel Seele, Charme, Humor und Schwung zelebrierten Auftritt mit stehenden Ovationen. ae

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