Preisverleihung Filmfestspiele Simmern: Ein Edgar für „Klondike“

Simmern · Die Heimat-Europa-Filmfestspiele 2022 sind am Wochenende mit der Verleihung des Edgar abgeschlossen worden. Wolfgang Stemann vom ausrichtenden Pro-Winz­kino sieht das Festival als Chance, dem Hunsrück unter dem Thema Heimat eine gemeinsame Identität zu verleihen.

 Jan Josef Liefers (links) und Kurator Lukas M. Dominik bei der Preisverleihung des Edgar in der Simmerner Stefanskirche.

Jan Josef Liefers (links) und Kurator Lukas M. Dominik bei der Preisverleihung des Edgar in der Simmerner Stefanskirche.

Foto: Strouvelle Christoph

In Simmern sind am Wochenende die Heimat-Europa-Filmfestspiele zu Ende gegangen. Drei Wochen drehte sich dort alles um das Motto „Osteuropa zu Gast in Simmern im Hunsrück“, angelehnt an das rheinland-pfälzische Motto des Kultursommers. Zum Abschluss gab es einen prominenten Gast: Jan Josef Liefers, Schauspieler, Musiker, Regisseur und Produzent, vielen bekannt in seiner Rolle als Professor Dr. Börne in den Tatort-Folgen, die in Münster spielen, war vor Ort und wurde als offensichtlicher Sympathieträger von den rund 200 Zuschauern begeistert begrüßt. Er war dieses Jahr der prominente Schauspieler, der den Film auswählte, der mit einem Edgar gekürt wurde, eine Bronzefigur des Hunsrücker Filmregisseurs Edgar Reitz, gleichzeitig Schirmherr des Festivals.

Unter 14 Filmen entschied sich Liefers für das Film-Drama „Klondike“, eine türkisch-ukrainische Produktion. Der Film spielt im Frühjahr 2022 kurz nach Kriegsausbruch in der Ostukraine. Darin weigert sich eine hochschwangere Frau, das Kriegsgebiet zu verlassen. Besonders angetan haben es Liefers die schauspielerischen Leistungen und die „unglaubliche“ Kameraführung. „Es gab keine Einstellung, die belanglos war“, sagt er. „Klondike“ sei inzwischen auch als ukrainischer Beitrag für die Oscar-Verleihung im kommenden Jahr ausgewählt worden, sagt er. Verbunden mit dem Edgar ist eine Geldsumme von 2500 Euro. Den Publikumspreis, den sogenannten „Prowinzling“, dotiert mit 1000 Euro, erhielt der Film „Bettina“, ein Dokumentarfilm über die in der DDR aufgewachsene Liedermacherin Bettina Wegner.

Fazit der Organisatoren Welches Fazit ziehen die Organisatoren aus der diesjährigen Reihe der Heimat-Europa-Filmfestspiele? 2500 Zuschauer haben nach Angaben von Wolfgang Stemann vom Simmerner Pro-Winzkino, das die Filmfestspiele gemeinsam mit der Stadt Simmern veranstaltet hat, die 41 Einzelveranstaltungen besucht. Diese wurden entweder open-air auf dem Simmerner Fruchtmarkt ausgerichtet oder in den Sälen des Pro-Winz­kinos. „Das sind im Schnitt zwischen 70 und 80 Besucher“, sagt Wolfgang Stemann vom ehrenamtlich geführten Pro-Winzkino. Das sind trotz besseren Wetters als 2021 weniger Gäste als im Vorjahr, als 3000 Menschen die damals 27 Filme angeschaut haben. Und trotzdem sind Stemann und der 23 Jahre alte Filmkurator Lukas M. Dominik, der in diesem Jahr anstelle des ausgeschiedenen Urs Spörri die Filme für das Festival zusammengestellt hat, mit der Zuschauerresonanz zufrieden. „Das Thema Osteuropa ist schwerer als die in den Vorjahren“, sagen Stemann und Dominik. Nach den Filmen hätten die Menschen oft zusammengestanden und über das Gesehene diskutiert. Auch die Diskussionsrunden seien rege besucht gewesen.

Positiv heben die beiden die Resonanz auf die Filme über die ehemalige DDR hervor, die jeweils von 50 bis 60 Menschen besucht worden waren, mehr, als sie erwartet hätten. „Das zeigt, dass die DDR nach wie vor ein Thema ist, das sich lohnt“, sagen sie.

Anders als in Morbach: Zur Open-Air-Veranstaltung in der Biergasse vor dem Elternhaus von Edgar Reitz, die als Außenspielort in die Heimat-Europa-Filmfestspiele eingebettet war, waren lediglich um die 20 Besucher erschienen, „ein Fiasko“ für den dort betriebenen Aufwand, wie Stemann zugibt. 

„Es wäre schade, wenn Morbach aus den Heimat-Europa-Filmfestspielen aussteigt“, sagt er. Für ihn ist das Filmfestival eine Möglichkeit, den Hunsrück mehr zusammenzubringen. „Der Hunsrück hat keine Identität. Die Marke, mit der wir das bewältigen können, ist Heimat“, sagt er. „Wir haben damit eine Reflexionsplattform, die ein Geschenk ist.“ Die Region müsse ein gemeinsames Gefühl für Chancen entwickeln. „Wir haben Ressourcen, die gehoben werden müssen“, betont Stemann.

Ob Dominik auch im kommenden Jahr als Kurator für die Heimat-Europa-Filmfestspiele fungiert, ist derzeit noch unklar. Im Herbst werde entschieden, ob der für ein Jahr abgeschlossene Vertrag verlängert wird, sagt Stemann. Dann steht das Thema Westeuropa mit den Beneluxländern, Frankreich und den britischen und irischen Inseln auf dem Programm.

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