Bilder aus dem vielfarbigen Reich der Erinnerung

Trier · Ein Wiedersehen mit der Saarbrücker Künstlerin Mane Hellenthal gibt es gerade in der Trierer Galerie Junge Kunst in der Karl-Marx-Straße. Eine reizvolle Schau, in der sich Gegenwart und Vergangenheit verbinden.

 Große Zwitterwesen im Stil eines Scherenschnitts und verschiedene kleinformatige Bilderserien verbindet Mane Hellenthal zu einer Wandinstallation. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Große Zwitterwesen im Stil eines Scherenschnitts und verschiedene kleinformatige Bilderserien verbindet Mane Hellenthal zu einer Wandinstallation. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. Mane Hellenthal hat den Märchenwald unserer Kindheit nie verlassen. Sie hat ihn in die Gegenwart gerettet und bevölkert ihn mit Gestalten und Erlebnissen aus Gegenwart und Vergangenheit. Eigentlich ist die große vielteilige Wandinstallation der Saarbrücker Künstlerin, die das Zentrum der Ausstellung bildet, nichts anderes als eine poetische Bilderzählung, ein Traumbild voller Erinnerungen und Verweise.
Den Hintergrund bilden zwei bedrohliche schwarze Aufrisse, seltsame Zwitterwesen, die an Scherenschnitte erinnern und zudem an jene dunklen Schatten, die gleichermaßen im Nachtreich der Dichter wie der Erinnerung zu Hause sind. Wie Miniaturen gruppieren sich um sie Teile aus den Bilderserien der Malerin. Darin zeigt sich, was im Innern jener düsteren Wesen - oder ist es sogar das Innere der Künstlerin selbst? - gespeichert ist. Bilder von Menschen, Landschaften, Tieren, aber auch der Zwickel einer Strumpfhose, der Cowboy einer alten Fernsehserie und der in altertümliche Schrift gefasste Wunsch "Gott segne dieses Haus" tauchen in dieser Bilderlandschaft aus Tag, Traum und Seelentiefe auf.
Eine Vielzahl von Verweisen


Was Mane Hellenthals Bilder (denen zum Teil Fotos zugrunde liegen) so interessant macht, ist ihre Poesie wie ihre Vielschichtigkeit. Die Verweise sind vielzählig. In ihrer oft altmeisterlichen Anmutung, ihrem scheinbar brüchigen Grund erinnern die Mischtechniken aus Öl, Acryl, Aquarell und Zeichnung an zeitgenössische Maler ebenso wie an Grafiken der Renaissance. Die zarte Farbigkeit ruft die Aquarelle des 16. und 17. Jahrhunderts ins Gedächtnis. In Hellenthals Tannen scheinen die Wälder des Malers und Dürer-Zeitgenossen Al brecht Altdorfer wieder zu erstehen. Zum Teil zeugen gerade die Porträt-Miniaturen (etwa der sich auflösende Pferdekopf) von virtuosem technischen Können.
Hellenthals Bilder sind keine gesicherten Bilder. Sie zerfließen - wie eben jener Pferdekopf - sind porös und scheinen sich bisweilen sogar zu zersetzen. Unsicher bleiben Wahrnehmung und Erinnerung. Die Bilder der Künstlerin verbinden Gegenwart und Vergangenheit. Die Poesie einer zartfarbigen Landschaft durchzieht die strenge Architektur einer Betonbrücke. An anderer Stelle erhebt sich eine nüchterne graue Betonburg aus ihrem vielfarbigen, fantasievollen Umfeld. Entbehrlich wären bei dieser sehr sehenswerten Schau die bildhauerischen Arbeiten.
Die Ausstellung ist noch bis 13. Juli zu sehen. Öffnungszeiten: samstags und sonntags 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 0651/9763840, www.junge-kunst-trier.de

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