Bilder zweier Metropolen

Trier · Unter dem Titel "New York/Paris" zeigen Stephen Levine und Rainer Breuer in der Tufa Trier Fotografien, die sie in den vergangenen Jahrzehnten in jeweils einer dieser Städte aufgenommen haben. Es ist eine Ausstellung, die durch den Reiz kontrastierender, sich aber bestens ergänzender künstlerischer Positionen besticht.

 Rainer Breuers französische „Twin Towers“ stehen im Dialog mit den New Yorker Aufnahmen von Stephen Levine (links). TV-Foto: Anke Emmerling

Rainer Breuers französische „Twin Towers“ stehen im Dialog mit den New Yorker Aufnahmen von Stephen Levine (links). TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Rund 180 Fotografien hängen im zweiten Obergeschoss der Tufa. Trotz der Fülle ist die Zuordnung einfach: Die kleineren Formate in Schwarz-Weiß stammen von Stephen Levine, die größeren, farbigen von Rainer Breuer. Gemeinsam ist allen, dass sie Ansichten von Metropolen zeigen und aus dem Beweggrund tiefer persönlicher Faszination entstanden sind. Doch ansonsten bietet die Konstellation "Zwei Städte - zwei Fotografen" einen spannenden Kontrast.
Stephen Levine, den viele in Trier noch aus seiner Zeit als Solotrompeter im Trierer Stadttheater (1975-1990) kennen, wurde 1938 im New Yorker Stadtteil Brooklyn geboren. Seit 1961 setzt er sich fotografisch mit seiner Herkunftsstadt auseinander. Gern durchstreift er ihre ärmlichen Gebiete, die kein Tourist betritt. "Dort sehe ich Dinge, die mir nirgendwo sonst begegnen", sagt er, "und kann so mit den Leuten kommunizieren, dass sie erst einmal gar nicht merken, dass ich ein Bild mache." Letzteres ist für seine Arbeitsweise wichtig, denn ausgerüstet mit einem Weitwinkelobjektiv geht er immer ganz nah an sein Motiv heran. Ihn interessiert das Detail im großen anonymen Ganzen, die sich im Alltag zufällig ergebende, anrührende bis skurrile Konstellation, das menschliche Moment. Jedes seiner Bilder hält für einen Wimpernschlag die Zeit im pulsierenden Big Apple an, um eine kleine Geschichte zu erzählen.
Während Levine ausschließlich in Schwarz-Weiß fotografiert, wählt der 1955 in Trier geborene Rainer Breuer einen ganz anderen Ansatz. Er hat 1978/79 in Paris gelebt und seitdem die Entwicklung der Stadt beobachtet. Seine Großformate, überwiegend aus jüngerer Zeit, leuchten dem Besucher farbig entgegen. "Farbe ist für mich eine bewusst gewählte zusätzliche Dimension, mit der ich die Fantasie anregen kann", sagt er. Breuer versteht Fotografie traditionell als Zeichnen mit Licht, deshalb bewegt er sich oft stundenlang durch die Stadt, um die günstigsten Lichtverhältnisse für seine Motive abzupassen. Die mit Normal- bis Teleobjektiv aufgenommenen Fotos nutzen meist den Blickwinkel der Totalen, zeigen Straßen, Gebäude oder moderne Stadtteile von Paris. Der Mensch ist darin ebenso kompositorischer Bestandteil wie Schriftzüge, Gebäudelinien oder Spiegeleffekte.
In ihren kontrastierenden Positionen ergänzen sich beide Fotografen bestens. Ihre Werke gehen einen Dialog mit manch augenzwinkernder Komponente ein. Da begegnet einem die Freiheitsstatue mal diesseits, mal jenseits des Atlantiks, da gibt es ein Bild von "The Paris", das aber das älteste Gebäude New Yorks zeigt, oder die "Twin Towers", die in Paris stehen.

Ausstellung bis Sonntag, 20. November, Finissage am 20., 15 Uhr. Öffnungszeiten: dienstags und mittwochs 14 bis 17 Uhr, donnerstags 17 bis 20 Uhr, freitags 14 bis 20 Uhr, samstags und sonntags 11 bis 15 Uhr.
Ergänzend zur Schau gibt es am Donnerstag, 10. November, 19 Uhr, einen Kunstsalon mit Stephen Levine und Anne Hoffmann vom Stadtmuseum Trier, moderiert von Rainer Breuer.

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