Bildgewaltiges Kriegs-Epos

Unter dem ohrenbetäubenden Lärm der Gewehrsalven flüchtet der junge britische Soldat Tommy durch die Straßen von Dünkirchen an den Strand. Hundertausende von Kameraden hoffen, praktisch ungeschützt vor Luftangriffen der deutschen Wehrmacht, im Sand auf ihre Rettung.

Es dauert nur wenige Minuten und die Zuschauer sind mittendrin im Kriegsdrama "Dunkirk", für das Starregisseur Christopher Nolan ("The Dark Knight", "Interstellar") neben Kenneth Branagh, Tom Hardy, Cillian Murphy und Oscar-Gewinner Mark Rylance zahlreiche Jungdarsteller und Debütanten vor die Kamera geholt hat.
Die Schlacht von Dünkirchen, die zwischen dem 26. Mai und 5. Juni 1940 stattfand, hat einen besonderen Platz in der britischen Geschichte. 330 000 von 370 000 Soldaten konnten dank tatkräftiger Hilfe von britischen Zivilisten gerettet werden. Mit kleinen Fischerbooten, Jachten und Ausflugsdampfern nahmen sie bei schlechten Wetterbedingungen die Reise über den Ärmelkanal nach Dünkirchen auf sich, um die Soldaten nach Hause zu holen, bevor Hitlers Wehrmacht vorrückte.
"Dunkirk" zeigt die Ereignisse dieser entscheidenden Tage aus drei Perspektiven. Tommy (Fionn Whitehead) wartet auf dem Land mit den anderen Soldaten auf seine Evakuierung. Die RAF-Piloten Farrier (Tom Hardy) und Collins wehren in ihren Spitfire-Kampfjets die gegnerischen Luftangriffe ab. Und Mr. Dawson (Mark Rylance) versucht mit seinem Sohn Peter und dem jungen George auf dem Wasser so viele Leben wie möglich zu retten.
Regisseur Nolan verzichtet dabei auf optische Schockeffekte wie Blut oder herumfliegende Körperteile. Außerdem zeigt er das Geschehen, ohne zu kommentieren oder zu politisieren. So sind deutsche Soldaten in den Straßen oder Flugzeugen weder zu erkennen, noch werden sie überhaupt als Deutsche bezeichnet. Genauso wenig sind Politiker zu sehen - der Film spielt sich ausschließlich im Mikrokosmos Dünkirchen ab.
"Dunkirk" ist in erster Linie ein Film über einen Überlebenskampf, der seine Zuschauer die Strapazen und den Albtraum der Protagonisten aus nächster Nähe erleben lässt. Das ist - im positiven Sinne - anstrengend, weil authentisch. Hinzu kommt, dass "Dunkirk" im IMAX-Format und auf 70-Millimeter-Film gefilmt wurde. Das hochwertige Bild ist extrem scharf und die Leinwand so groß, dass die Zuschauer in ihren Sitzen das Gefühl haben, selbst mittendrin zu sein. Außerdem verzichtete Nolan - soweit es ging - auf Computeranimationen.
Neben den etablierten Stars überzeugen dabei die Nachwuchs-Schauspieler, insbesondere Fionn Whitehard als wortkarger Tommy und Barry Keoghan, der sich in der Rolle des gutherzigen George mit Mr. Dawson auf die gefährliche Rettungsmission begibt. In einer Nebenrolle ist "One Direction"-Star Harry Styles zu sehen. Sänger Styles weiß bei seinem Filmdebüt tatsächlich zu überzeugen, auch wenn ihm schauspielerisch nicht allzu viel abverlangt wird. Überhaupt sind die Dialoge in "Dunkirk" eher spärlich. Doch das stört nicht. Schließlich war damals in Dünkirchen keine Zeit für so etwas: Jeder wollte einfach nur weg.
So schicken Christopher Nolan und seine Crew die Zuschauer in "Dunkirk" auf eine wahre Tour de Force, die gleichermaßen aufreibend und unterhaltsam ist.
Der Film läuft im Trierer Cinemaxx, im Broadway, im Mosel-Kino Bernkastel-Kues und im Kinopalast Vulkaneifel.

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