Biss hinter braver Schale

BOLLENDORF. (mws) Sein neues Programm "Phoenixfedern" stellte Jens Förster am Samstag auf Schloss Weilerbach vor. Norbert Lauter (Klavier) und Stefan Scheib (Kontrabass) begleiteten den Sänger.

Beinahe brav mutet er an, dieser Jens Förster, der im Festsaal von Schloss Weilerbach vor sein Publikum tritt: Im weißen Anzug, ganz ohne die gewohnt grelle Schminke; das wilde, wasserstoffblonde Stachelhaar glatt frisiert. Doch an Biss mangelt es dem Chansonnier bei der Uraufführung seiner "Phoenixfedern" nicht. Ob "Je ne t'aime pas" von Weill oder "Transsylvanischer Liebesfluch" - Förster strotzt in Stimme und Mimik vor Ausdruckskraft. Und auch hinter leisen Tönen steckt es ab und an faustdick: "When we're old and full of cancer" - "Wenn wir alt und voller Krebs sind", malt sich der Sänger im Titel "Don't forget me" die Zukunft aus. Den Elementen - Erde, Wasser, Luft und Feuer - widmet er seine Zwischentexte, Conférencen gibt es im neuen Programm nicht. Fesselnd und stimmungsvoll rezitiert dafür Katharina Bihler aus dem Off immer wieder Strophen des Ingeborg-Bachmann-Gedichts "Erklär mir, Liebe". Jens Förster trotzt derweil souverän den Tücken der Technik, die bei dieser Premiere zuschlagen: Kurz vor Ende des ersten Programmteils verlangt sein Mikrofon unvermittelt nach einem neuen Akku. So wechselt der Sänger in einer Ecke der Bühne die Batterien, während Bassist Stefan Scheib kurzerhand sein Solo etwas ausdehnt. Scheibs Saiten dominieren das "Madrigal" von Patti Smith, das dicht und monoton den Konzertsaal füllt. Eindrucksvoll spielen er und Pianist Norbert Lauter mit Klangbildern: Lauter lässt Meereswellen aus dem Flügel schäumen; ein Schiff in Seenot sieht mancher Zuhörer vor seinem geistigen Auge, wenn Scheib "Surabaja Johnny" mit dramatischen Klängen unterlegt. Keine großen Worte schließen am Ende den Kreis der "Phoenixfedern". Die Silbenfolge "Lalala" ist es, mit der Peer Rabens gleichnamiger Titel den Abend eröffnet hatte, und die ihn rund 80 Programm-Minuten später beschließt: In "Auf der Mundharmonika", das leise verklingt, während die Scheinwerfer auf Jens Försters blondem Haar verlöschen. Anhaltender Beifall holt die Musiker noch einmal auf die Bühne zurück - mit dem energischen "Amsterdam" und Försters "Oscarlied in au" als Zugaben. Jens Försters Chansonabend "Phoenixfedern" ist am 29. April im Spiegelzelt der Landesgartenschau in Trier zu sehen. Informationen im Internet: www.tete-a-tete-ev.de

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