Vinyl der Woche: Razorblade Romance – HIM Bisschen Shakespeare, bisschen Jackass

Helsinki · Vor genau 20 Jahren stand Join Me (in Death) von HIM auf Platz eins der deutschen Single-Charts. In der Serie Vinyl der Woche geht es deshalb diesmal um das zugehörige Album Razorblade Romance. Wie es William Shakespeare und Bam Margera in eine Kolumne geschafft haben.

 Razorblade Romance von HIM

Razorblade Romance von HIM

Foto: TV/Christian Thome

Ville Vallo. Wer so heißt, der kann eigentlich nur ein erfolgreicher Künstler werden. Auch wenn der Finne seinen Namen lange hinter dem sehr einfachen Bandnamen HIM versteckt – erfolgreich wird er allemal. Angefangen hat das vor genau 20 Jahren, als die Single Join Me (in Death) auf Platz eins der deutschen Charts steht.

Dabei steht Join Me (in Death) zunächst unter keinem guten Stern. Kurz zuvor trennt sich HIM von seinem Schlagzeuger Juhana Rantala. Die Band probiert viel Neues, aber von dem aufgenommenen Demos klingt in Ville Vallos Worten „nichts richtig“.

Erst als der neue Schlagzeuger Mika Kristian Karppinen dazustößt und der Band „neue Energie injiziert“, geht es aufwärts. Eine Plattenfirma fragt HIM 1999, ob sie einen Song für die deutsche Version des Films  „The 13th Floor – Bist du was du denkst?“ hat. Vom neuen Album ist bis dahin Join Me (in Death) fertig. Die Plattenfirma hasst den Song, der Film wird laut Ville Vallo ein „Flop“. Film und Song kommen dennoch zusammen. Dann passiert für ein paar Monate nichts, plötzlich springt der Song in Deutschland aus dem Nichts auf Platz eins.

Der Durchbruch kommt für HIM zur richtigen Zeit, denn Vallo und Co. haben damals wie er selbst sagt „absolut kein Geld“. Die Geschichte des Songs ist dabei schon 500 Jahre alt. Ein liebesmüdes Ehepaar, das trotz des jungen Alters keinen Sinn mehr sieht und das gemeinsam in den Tod schreiten möchte. Die Hauptzeile lautet: „Würdest du heute Nacht aus Liebe sterben? Baby, geh mit mir in den Tod“. Das klingt für viele wie eine Verherrlichung von Selbstmord – doch laut Ville Vallo hat ihn die Shakespeare-Tragödie Romeo und Julia zu diesem Text inspiriert.

In Europa wird die finnische Band also indirekt durch Romeo und Julia bekannt, in den USA durch Margera und Knoxville.

Bam Margera, einer der bekanntesten Skateboarder der USA, hört den Song Right Here In My Arms vom Album an, als er ein Demo in Helsinki aufnimmt. Er kauft das Album, fliegt zurück in die USA, hört es rauf und runter. Als er ein Skate-Demo in Großbritannien aufnimmt und HIM ebenfalls dort ist, klopft er bei einem Konzert an deren Tür.

Vallo und Margera werden Freunde. Zu dieser Zeit ist Margera bereits bei der in den USA erfolgreichen Stunt-Serie Jackass aktiv. Margera packt HIM-Songs in den Film Jackass, die Serie wird auch in Europa bekannt.

Bam Margera lässt sich später das „Heartagramm“, das die Band-Symbol verwendet und das von Vallo entworfen wurde, tätowieren.

Razorblade Romance, dessen Cover einen rauchenden Ville Vallo auf pinkem Grund zeigt, wird HIMs Durchbruch. Vallo und Co. werden zur erfolgreichsten finnischen Rockband aller Zeiten. 2017 löst die Band sich auf. Join Me (in Death) bleibt ihr einziger Nummer-eins-Hit in Deutschland. Ville Vallos Version von Summer Wine, die er mit Natalia Avelon aufnimmt, schafft es 2007 immerhin auf Platz zwei. Kein Wunder, mit so einem Namen.

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