Comedy Bitte nu(h)r mit Urologen-Witz!

Trier · Dieter Nuhr bleibt sich mit seinem Programm „Nuhr hier, nur heute“ treu.

Nein, es gibt kein Bühnenfeuerwerk, keine übergroße Pappmaché-Kulisse, keine Leinwand und nicht mal einen Ansager. Irgendwann steht er einfach da, ganz in schwarz, vor dem spärlich beleuchteten schwarzen Vorhang. Die sparsame Kulisse ist quasi  Dieter Nuhrs Markenzeichen. Er weiß das und leitet mit dieser Beobachtung sein neues Programm „Nuhr hier, nur heute“ ein. Das fügt sich nahtlos in seine Reihe von Programmen mit Wortspiel-Titeln ein, die immer seinem erfolgserprobten Konzept, dem Zusammenspiel von Comedy und Kabarett, folgen. Auch in der Arena feiern rund 3000 Fans Nuhr, vor allem aber seine klaren politischen Statements.

Anstatt wie einige seiner Kollegen mit Imitationen oder Geschlechterklischees um sich zu werfen, setzt er auf aktuelle Debatten, Phänomene und Hysterien, denen er mit seiner betont entspannten Sprechart den Wind aus den Segeln nimmt. So lautet sein unaufgeregter Kommentar zu übervorsichtigen Eltern und der zunehmend adipösen und technisierten Entwicklung der Jugend: „Früher sind die Kinder vom Klettergerüst gefallen und man machte abends einfach neue. Heute sind die Spielplätze mit Tartan ausgelegt, damit die fetten Kinder, die mit dem Smartphone in der Hand von der Schaukel kippen, keine Krater reißen.“ Er ist gegen medial aufgebauschte Panikmache. Die aktuellen Aufreger streift er in seinem gut zweieinhalbstündigen Programm trotzdem alle. Von der Groko über die Sexismus-Debatte bis hin zu Donald Trump und der AFD. Auch die satirische Auseinandersetzung mit dem Islam scheut Nuhr, der 2014 von einem Salafisten als Hassprediger bezeichnet und angezeigt wurde, nicht. Solche politischen Aussagen, etwa ein flammendes Plädoyer gegen die Einschränkung sexueller Freiheit oder für den Fortbestand der EU, werden besonders laut beklatscht, auch ohne Pointe.

Die einzige Nummer, die noch mehr Publikumssympathien weckt: aus dem Internet abgelesene Urologen-Witze. Besonders flach, besonders beliebt und auf Wunsch der Zuschauer in die Zugabe eingebaut. Kein Wunder, dass sich Nuhr da fragt, ob die akribische Vorbereitung des Abends überhaupt notwendig gewesen war.

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