Blasmusik auf höchstem Niveau

Trier · König der Blasmusik hat man Ernst Mosch genannt. Dass dessen Egerländer Musikanten auch 13 Jahre nach dem Tod ihres Chefs zu den Besten im volkstümlichen Bereich zählen, hat das Orchester am Freitagabend beim vom Trierischen Volksfreund präsentierten Konzert bewiesen.

 Ernst Hutter leitet heute die Egerländer Musikanten des Orchestergründers Ernst Mosch. TV-Foto: Daniel John

Ernst Hutter leitet heute die Egerländer Musikanten des Orchestergründers Ernst Mosch. TV-Foto: Daniel John

Trier. "Wenn alle diese Langhaarigen schon längst eine Glatze haben, werden die Egerländer immer noch Musik machen", soll Ernst Mosch laut Moderator Edi Graf auf dem Höhepunkt der Beat-Welle einmal gesagt haben.
Und tatsächlich: Heute, 13 Jahre nach dem Tod des Orchestergründers und langjährigen Leiters, gibt das Ensemble noch immer regelmäßig Konzerte. Chef ist wieder ein Ernst - der Soloposaunist der SWR-Bigband, Ernst Hutter.
Voller Lebensfreude


Ernst ist bei den Egerländer Musikanten allerdings wirklich nur ein Vorname. Ihre Musik dagegen ist voller Lebensfreude, so wie die aktuelle Tournee heißt. Auch der Ernst-Mosch-Gedächtnismarsch, der zum ersten Auftritt im heute tschechischen Egerland komponiert wurde, ist ein überaus fröhliches Stück. Ein Trauermarsch, das hätte zu Mosch nicht gepasst.
Den Gipfel ihrer Karriere erlebten die Egerländer Musikanten 1981 bei einem Comeback nach einer vierjährigen Konzertpause. Die Schallplatte mit den größten Erfolgen stand fünf Wochen lang in der Hitparade auf Platz eins - vor Phil Collins, Queen oder Abba. Auch wenn die Blasmusik in Radio und Fernsehen nicht mehr ganz so präsent ist, hat sie immer noch viele Freunde.
Gut 1000 Besucher sind in die Trierer Europahalle zum Konzert gekommen und erleben ein Orchester in Höchstform.
Zu hören gibt es natürlich bekannte Titel wie die Sehnsuchtspolka oder den Astronautenmarsch - überaus anspruchsvolle sinfonische Werke, die ganz und gar nicht dem Klischee entsprechen, volkstümliche Musik müsse von Melodie, Harmonien oder Dynamik immer einfach strukturiert sein. Ganz in dieser Tradition stehen aber auch die von Ernst Hutter und anderen Orchestermitgliedern komponierten neuen Stücke wie die "Egerländer Spielereien". Dass die Musiker durchweg hochprofessionell sind, dürfen sie in der Solistenparade zeigen, die Polka und Swing gekonnt miteinander verbindet.
Den Perfektionismus von Ernst Mosch, der ständig bestrebt war, den weichen und seidigen Klang seines Orchesters zu vervollkommnen, hat sich das Ensemble bis heute erhalten. Aus dem Publikum erklingen schon nach den ersten Titeln die ersten Bravo-Rufe, und am Schluss will der Beifall auch nach fünf Zugaben kaum enden.
"Wir spielen zu 70 bis 80 Prozent genau diese Musik", sagt Zuhörer Ewald Weber, der selbst bei den Eisenacher Musikanten die Tuba bläst und den Egerländern "höchste Qualität vom ersten bis zum letzten Ton" attestiert. Außer ihm sind viele weitere Aktive aus Musikvereinen der Region im Saal. Erich Dietzen, Flügelhornist in der Winzerkapelle Piesport, ist begeistert: "Für Volksmusik ist das die Krönung!" Und obwohl sein Orchester in der Oberstufe spielt, fügt er hinzu: "Wenn man das hört, möchte man fast aufhören, Musik zu machen - weil man weiß, dass man das selbst so nie erreicht."

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