Volksfreund-Serie Blei für den guten Geschmack

Essen, baden, wohnen, sterben. Ab Ende August zeigt das Landesmuseum Trier eine Ausstellung über den Alltag in der römischen Metropole. Vieles davon überrascht. Die TV-Serie informiert vorab über die spannendsten Stücke und Geschichten der Schau.

 In solchen Bleigefäßen wurde Traubenmost abgekocht.

In solchen Bleigefäßen wurde Traubenmost abgekocht.

Foto: TV/Thomas Zuehmer

Die Gutshöfe im Umland von Trier waren auf agrarische Erzeugnisse, Holzwirtschaft oder Weinanbau spezialisiert. Römische Keltereien fanden sich an damaligen wie heutigen Spitzenlagen – seit 1700 Jahren eine Garantie für hohe Qualität. Überlieferte Klagen über Weinfälschungen aus der „Panscherhochburg“ Gallien sind wohl nicht auf die guten Tropfen von der Mosel zu beziehen.

Weinanbau im größeren Umfang ist hier für das 3. bis 5. Jahrhundert archäologisch belegt. Die Kelteranlagen waren mit jeweils einem Maische-, Press- und Mostbecken auf drei Ebenen versehen. Unterschiedliche Abflüsse erlaubten die Mosttrennung nach Qualität oder Sorte. Kleine Anbauten können als Rauchkammern zur vorzeitigen Reifung des Weines gedeutet werden. Doch der rauchige Beigeschmack der gallischen Weine wurde schon von dem römischen Dichter Martial als unerwünschter Nebeneffekt beschrieben. In Becken konnte durch Zugabe von Kalk der Wein entsäuert werden. Auch dies gehörte zu den Tricks, derer man sich bei Optimierungsversuchen des Rebensaftes bediente.

Doch nicht nur Wein, sondern auch Gefäße für diesen wurden exportiert, was eine Trierer Besonderheit zeigt: Sogenannte Spruchbecher sind bis an die Grenzen des Römischen Reiches vertrieben worden. Die schwarze, metallisch glänzende Keramik war bemalt und meist mit einem Spruch zu Wein und Liebe versehen. So finden sich Aufschriften wie FRUI ME – Genieße mich!

Wein wurde aber auch weiterverarbeitet, etwa zum sirupartigen Konzentrat defrutum, das als Süßungsmittel vielfältigen Einsatz fand, auch als Würze von Flamingofleisch.

Zum Einkochen des Traubenmostes dienten hohe, abgeflachte Bleigefäße. Heute irritierend ist die Empfehlung, Gefäße aus giftigem Blei zu verwenden, da sie den süßen Geschmack unterstreichen sollen.

Korana Deppmeyer, Wissenschaftliche Referentin der Ausstellung

Vom 31. August bis 26. Januar ist die Ausstellung „Spot an! Szenen einer römischen Stadt“ im Rheinischen Landesmuseum zu sehen.

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