Blick nach vorn im Zorn

Der "Bayrische Barde" hat noch nicht aufgegeben: Vor rot-gelb-grüner Flagge mit aufgedruckten bayrischen Löwen singt Hans Söllner gegen die ewige Gängelung durch Behörden, Feigheit und Trägheit. 200 Zuschauer feierten den 53-Jährigen beim Auftritt im Exhaus in Trier.

 Hans Söllner. TV-Foto: Christina Förster

Hans Söllner. TV-Foto: Christina Förster

Trier. (cf) Das Äußere straft jeden voreiligen Schubladen-Denker Lügen. Denn wer hinter jemandem, der Marihuana legalisieren will und Politiker gern mal beschimpft, einen langhaarigen Dauerkiffer erwartet, wird bei Hans Söllner überrascht: Der 53-Jährige setzt mittlerweile auf kurze Haare und ein gepflegtes Äußeres: weiße Hose, frisch gebügeltes Hemd, schwarze Lederschuhe. "Damit's ihr nicht mit immer dem gleichen Kifferbild belästigt woardt!", erklärt er grinsend im breiten Bayerisch. Dass "d'r guate Hans" neben all den Aufrufen zum Ungehorsam nicht nur einseitige Propaganda macht, sieht man an der Zusammensetzung des Publikums: Punks, Hippies und weniger ausgefallen gekleidete Leute mischen sich fröhlich miteinander. Bis Söllner das erste Lied beginnt, vergeht schon mal eine halbe Stunde. Vorher erzählt er mit seinem verschmitzten Lausbubengesicht, das trotz des Alters und der Anarchie-Resistenz seiner Landsleute nichts von Resignation aufweist, von den zahlreichen Begegnungen mit seinen "Freunden" von der Polizei. Oder auch von Hanf-verzückten Schnecken auf seinem Komposthaufen.

Politik, schlechte Lehrer, Gewaltfernsehen



Söllner hat aber auch eine nachdenkliche Seite. Bei seinen Liedern bleibt einem das Lachen oft im Hals stecken. Es geht um Politik, schlechte Lehrer, Gewaltfernsehen. Die Welt ist böse, der Mensch schlecht? So polarisierend wird es nicht. Söllner ist mit all den Jahren Lebens- und Bühnenerfahrung weitsichtiger geworden, irgendwo verortet zwischen Wahnsinn und Weisheit - und immer mit Haltung. "A bissl zorniger!", ermuntert er das mitsingende Publikum. Neues und Altes steht auf dem Programm, Klassiker wie "Hey Staat" oder "Edeltraut" neben zärtlichen Liebesliedern und Träumen von einer schöneren Welt. Wie sich das anhört? Da finden sich Elemente aus Reggae, Volks- und Liedermachermusik. Alles in deftiger bayrischer Mundart - in der er auch nach zwei Stunden die jubelnden Anhänger nach Hause schickt: "Pfiert euch! Und foahrts langsam, damits die Polizei ablenkt!"

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