Blick zurück voller Stolz

Luxemburg · Einen Rückblick auf 23 Jahre Beteiligung (1988-2011) des Großherzogtums Luxemburg an der Kunstausstellung "Biennale" in Venedig präsentiert das Mudam-Museum. Die interessante Schau ermöglicht überdies einen guten Überblick über die Entwicklung der Kunstszene im Land.

 Arbeit aus Simone Deckers Installation „Chewing in Venice“ von 1999. Foto: Simone Decker

Arbeit aus Simone Deckers Installation „Chewing in Venice“ von 1999. Foto: Simone Decker

Luxemburg. Für Luxemburger ist es eine Erfolgsstory, wie Kulturministerin Octavie Modert stolz zur Eröffnung der Ausstellung "Atelier Luxembourg" im Mudam-Musem feststellte. Seit 1988 ist das Großherzogtum regelmäßig auf der Biennale in Venedig vertreten, einer der prominentesten und traditionsreichsten Kunstschauen weltweit. Anfänglich ging es für die Luxemburger Künstler im Giardino, dem Hauptstandort der Biennale, noch recht beengt zu. "Wir hatten keinen Platz und konnten nur Kleinformatiges zeigen", erinnert sich Biennale-Teilnehmer und Bildhauer Bertrand Ney.
Erst seit 1999 ist das Land mit einem eigenen Pavillon angemessen untergebracht. Dessen Karriere erreicht bislang ihren Höhepunkt 2003 mit der Verleihung des Goldenen Löwen für die beste nationale Präsentation.
Ausgestellt waren damals die Arbeiten der Künstlerin Su-Mei Tse. Die Schau im Mudam vollzieht 23 Jahre Biennale-Beteiligung und ihre Projekte. Allein der Rückblick in seiner Vollständigkeit ist reizvoll. Noch interessanter ist, zu verfolgen, welche Entwicklung die zeitgenössische Kunst genommen hat. Darf doch das Luxemburger Beispiel auch als Modell westlicher zeitgeistiger Kunstentwicklung gelten. Inzwischen klassisch muten die ersten Jahre mit Moritz Neys und Patricia Lipperts Gemälden an - und klassisch geht es mit Jean-Marie Biwers Kleinformaten und Bertrand Neys Steinen weiter.
Verstörender Kaugummi


Von der Fähigkeit, aus der Raumnot eine Tugend zu machen, berichtet 1995 Gert Theis begehbare Skulptur "Potemkin Lock". Zu den bis heute besten Beiträgen gehören Simone Deckers witzig bis verstörende "Kaugummi"-Installation im öffentlichen Raum "Chewing and Folding in Venice" von 1999. Überhaupt ist das Wiedersehen mit Künstlern, die durchaus eindrucksvoll, aber ein wenig aus dem Blick geraten sind, eine weitere Attraktion dieser Schau. Zu ihnen gehören Doris Drescher und ihre intime Installation "Casa Mia", aber auch Su-Mei Tse mit ihren poetischen Videos.
Ebenfalls lohnt sich das Wiedersehen mit Gast Bouschet und Nadine Hilberts widersprüchlichem Video "Collision Zone". Unverändert fasziniert Antoine Prums schaurig-schöne Filmsatire über den Kunstbetrieb "Mondo Veneziano" von 2005. So manche Arbeit mutet im Rückblick nostalgisch an, bisweilen sogar ein wenig lüftungsbedürftig. Nachdrücklich bestätigt die Schau allerdings auch, dass sich die zeitgenössische Kunst mit Mut und Überzeugungswillen in Luxemburg einen festen Platz erobert hat. Das belegt auch der Beitrag von 2011. Die schneeweiße Installation des Künstlerpaars Martine Feipel und Jean Bechameil "Le Cercle fermé" mit ihren Säulen und zerbrochenen Möbeln ist ein ästhetisch gelungenes Bild, gleichermaßen vom großen Illusionstheater Venedig wie des Kunstbetriebs.
Bis 24. Februar 2013. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 11-20 Uhr, Samstag-Montag 11-18 Uhr, Tel.: 00352 453785, www.mudam.lu

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