Blutiger Showdown unter Alpengipfeln

München. (fpl) Respekt, das hat man selten: Ein Autor nimmt für sein Romandebüt zwei unterschiedliche Genres, in diesem Fall Heimatroman und Western, mischt sie souverän zusammen und liefert dabei ein umwerfendes Stück Spannungsliteratur. "Das finstere Tal" ist Thomas Willmanns restlos überzeugender Erstling.



Schauplatz: ein einsames, von der restlichen Welt nahezu vergessenes Dorf in einem Hochtal in den Alpen. Der Winter steht bevor - und mit dem ersten Schnee wird der kleine Ort vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten sein: "Dass dort so nah unter dem Himmel jemand lebte, war unten kaum mehr als eine halb vergessene Legende", heißt es zu Beginn.

Eines späten Herbsttages aber findet ein Fremder den Weg ins Dorf (wer hier an die klassische Clint-Eastwood-Situation denkt, liegt nicht falsch). Greider heißt der junge Mann, er gibt sich als Maler aus und bittet um Unterkunft, weil er Dorf und Landschaft porträtieren möchte. Die Einheimischen, allen voran die Söhne des mächtigen Bauern Brenner, sind zunächst dagegen. Doch dann lassen sie sich vom prall gefüllten Geldbeutel des Fremden schnell dazu überreden, ihn doch bei sich aufzunehmen.

Mehr darf man eigentlich schon gar nicht verraten. Nur so viel: Der Maler hat nicht nur seine Staffelei dabei.

Knisternd kalt ist die Atmosphäre, für deren Schilderung sich Willmann viel Zeit nimmt, bevor er den Leser in den Sog einer Geschichte zieht, die mit gnadenloser Unerbittlichkeit auf einen blutigen Showdown zuläuft.

Der Autor dankt in seinem Schlusswort seinen beiden "Schutzheiligen" Ludwig Ganghofer und Sergio Leone. Und die würden bestimmt ihren Segen geben: Denn Willmann hat tatsächlich ein Buch geschrieben, das als (beinah) idyllische Heimatgeschichte beginnt und als waschechter Western endet. Genau das Richtige, um sich damit in der kalten Jahreszeit irgendwo zu verkriechen.

Thomas Willmann, Das finstere Tal, Liebeskind, 320 Seiten, 19,80 Euro, ISBN 978-3-935890-71-7

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