Botschaften, die unter die Haut gehen

Trier · Das Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz (LJO) ist schon lange ein sehr gern gesehener Stammgast beim Mosel Musikfestival (MMF). In diesem Jahr brachte es mit dem Landesjugendchor und dem Kammerchor Rheinland-Pfalz noch Verstärkung für einen Abend mit, der unter die Haut ging.

 Dem Requiem von Giuseppe Verdi widmen sich in der Konstantinbasilika das Landesjugendorchester, der Landesjugendchor und der Kammerchor Rheinland-Pfalz. TV-Foto: gerhard W. Kluth

Dem Requiem von Giuseppe Verdi widmen sich in der Konstantinbasilika das Landesjugendorchester, der Landesjugendchor und der Kammerchor Rheinland-Pfalz. TV-Foto: gerhard W. Kluth

Foto: Gerhard Kluth (gkl) ("TV-Upload Kluth"

Trier. Darf man sich eigentlich einen schönen Abend wünschen, wenn bei einem Konzert ein Requiem auf dem Programm steht? Diese Frage war vor der Trierer Konstantinbasilika zu hören, in der das MMF zur Totenmesse des italienischen Meisters Giuseppe Verdi eingeladen hatte.
Neben dem Requiem aus der Feder von Wolfgang Amadeus Mozart dürfte es das wohl bekannteste Werk dieser Art in der Weltliteratur sein. Manch einer schätzt es besonders wegen seiner teilweise auftretenden Klanggewalt, die Emotionen freisetzen und erschüttern kann.
Minutenlange Beifallsstürme


Dies war auch in Trier so, jedoch hatten die Passagen der Innerlichkeit, der zurückhaltenden Verklärung einen mindestens genauso großen Anteil daran, dass am Ende des Abends rund 800 Besucher minutenlang ihrer Begeisterung Ausdruck verliehen.
Grund hierfür war zum einen das Werk selbst, zum anderen aber auch die Art, wie das LJO und die Chöre unter der Leitung von Hermann Bäumer damit umgingen. Es ist immer wieder erstaunlich, mit welchen Qualitäten das rheinland-pfälzische LJO trotz regelmäßigen Besetzungswechsels aufwarten kann. Auch in diesem Jahr stellten die jungen Leute unter Beweis, dass sie den Vergleich mit manchem Profiklangkörper nicht scheuen müssen. Durch alle Register hindurch musizierten sie hoch konzen-triert und trotz der akustisch nicht einfachen Situation mit großer Perfektion.
Gleiches galt für den Jugendchor, der für dieses große Werk die Unterstützung des rheinland-pfälzischen Kammerchores bekam. Karsten Storck hatte die beiden Chöre in der Einstudierung bestens vorbereitet, und so konnten sie mit einer Intonationsreinheit und Präzision glänzen, auf deren Boden sich die Musik in ihrer ganzen Erhabenheit entwickeln konnte.
Eine gute Wahl war auch das Solistenquartett, das insbesondere durch die Sopranistin Vida Mikneviciute und den Tenor Yoonki Baek strahlend angeführt wurde. Melissa Fajardo hatte die Partie des Mezzosoprans übernommen und konnte mit ihrer an sich sehr ansprechenden Stimme vom Volumen her ihrer Aufgabe nicht ganz gerecht werden. Der Bassist Stephan Bootz hatte zu Beginn des Werkes ein wenig Mühe, sich zu finden. Probleme, die er aber überwinden und sich dann mit profunder Stimme einbringen konnte.
So hatte Bäumer also beste Voraussetzungen für eine Aufführung, die unter die Haut gehen konnte. Ja, das Dies irae erschütterte in seiner packenden Klanggewalt. So, wie es sein soll. Aber in Verdis Opus steckt auch viel stille Trauer, Hoffnung und Bitte. Botschaften, die eine tiefe Gläubigkeit ausdrücken.
Dass diese Botschaften umgesetzt wurden und ankamen, zeigte die Zeit der Stille, nachdem das letzte "Libera me" im Pianissimo verklungen war und das Publikum offensichtlich in der Bitte "befreie mich" gefangen war, bevor der Applaus sich seine Bahn brach.
Von Festival-Intendant Hermann Lewen war übrigens am Rande der Aufführung zu erfahren, dass das LJO auch im nächsten Jahr wieder beim MMF gastieren wird. Auf dem Programm stehen dann die erste Sinfonie von Gustav Mahler und das Tripelkonzert von Ludwig van Beethoven. Spielort wird das Eventum in Wittlich sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort