Brahms, gespielt mit iberischer Noblesse

Trier · Zum Start der Kammermusikspielzeit waren mit dem Cuarteto Casals Gäste aus Spanien an die Mosel gekommen. Doch der Saison-Auftakt der Kammermusikalischen Vereinigung im Kurfürstlichen Palais begann mit einigen organisatorischen Pannen.

Zunächst gab es zum ersten Mal in der 54-jährigen Geschichte keine Programmhefte, die Druckerei hatte nicht geliefert. Dann stimmte die Nummerierung der Plätze im Rokokosaal nicht, man hatte die Sitzreihen falsch aufgebaut.

Wer daraus schloss, das Konzert würde entsprechend werden, der sollte sich kräftig getäuscht haben. Der musikalische Teil war ein Saisonstart wie aus dem Bilderbuch. Das spanische Cuarteto Casals (nicht zu verwechseln mit dem deutsch-schweizerischen Casals Quartett) mit Vera Martinez Mehner und Abel Tomàs Realp (beide Violine), dem Bratscher Jonathan Brown und dem Cellisten Arnau Tomas Realp gründete sich 1997 in Madrid und erklimmt seitdem eine Stufe nach der anderen auf der Karriereleiter. Zu Recht, muss man nach dem Trierer Abend sagen.

Verstärkt durch den Klarinettisten Ib Hausmann hatte sich das Ensemble Mozarts Klarinettenquintett A-Dur, KV 581, sowie das Klarinettenquintett h-Moll, Opus 115, von Johannes Brahms als Hauptwerke aufs Programm geschrieben.

Beiden Spätwerken widmeten sie sich in restlos überzeugender Art, engagiert und mit großer Präzision. Genauso, wie man sich Kammermusik wünscht. Aber sie taten noch mehr. Sie verliehen beiden Werken einen deutlich eigenen Zungenschlag, ihr Spiel hatte etwas von iberischer Noblesse, in die sich der deutsche Hausmann nahtlos einfügte. Ohne die Wiener Herkunft der Werke zu leugnen, bekamen sie doch einen leichten, sehr aparten Akzent, der diese Interpretationen unverwechselbar machte.

Der Erfolg war eindeutig und das Publikum geizte nicht mit Applaus. Gerhard W. Kluth

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