Brazil, Brazil, Brazil

TRIER. Tanz mit mir den Bossa Nova: Eine Prise Copacapana holte der Jazzclub Eurocore in die Tuchfabrik und präsentierte den süffigen Jazz des "Paula Santoro Quartetts".

 Verzauberte in der Trierer Tuchfabrik das Publikum: Paula SantoroFoto: Oliver Ruf

Verzauberte in der Trierer Tuchfabrik das Publikum: Paula SantoroFoto: Oliver Ruf

Paula Santoro heißt Leidenschaft: Wilde Locken, schwarze Augen, rote Pumps. Eine rassige Schönheit. Lasziv hält sie das Mikro in der einen Hand und fährt mit der anderen durch die Luft. Sie schürzt die Lippen und kreist die Hüfte. Dann singt sie, und es knistert wie frisches Feuer. Die Gruppe, der Paula Santoro ihren Namen leiht, spielt dabei den nervösen, in schnelle und komplizierte Themen verliebten brasilianischen Jazz. Sergio Tordini, der am luxemburgischen Musikkonservatorium lehrt, hat den Bauch seiner Gitarre auf den Schoß gelegt - und zeigt technische Brillanz. Rafael Vernet aus Porto Alegre produziert am Flügel vertrackte Harmonik. Xande Figuereido besorgt eine dermaßen abgefahrene Rhythmik, dass Paula Santoro gar nichts anderes übrig bleibt, als auf der Bühne der Tuchfabrik zu tänzeln. Zugleich leicht und sophisticated schaut das aus. Bossa Nova heißt schließlich auch nichts anderes als eine neue, beschwingt getane Sache. So ähnlich müssen die Menschen in den schicken brasilianischen Strandvierteln und Copacapana-Buchten Anfang der 60er Jahre gefeiert haben. Als eine Art musikalische Dokumentation komponierte Bossa-König Antonio Carlos Jobin damals dazu die Bossa-Hymne "The Girl from Ipanema".Paula Santoro bringt das Publikum zum Tanzen

In Trier zählt dieser Song natürlich zum Repertoire des "Paula Santoro Quartetts". Mit Bossa-Revival oder Bossa-Recycling hat das freilich wenig zu tun. Sehr tanzbare Stücke des Nordostens Brasiliens wie der Baiao werden ebenfalls fabriziert. Das wirkt in einer Weise, die ansteckend ist und keine Ruhe gibt. Beine zucken. Hände klatschen. Deshalb kommt Paula Santoro am Ende sogar von der Bühne herunter in den Saal, der gut gefüllt ist, und bringt die Zuschauer dazu, mitzutanzen. Beim Abgang beteuert sie ihre Dankbarkeit dafür. "Ich liebe Euch für immer", sagt sie auf Englisch, in süßem brasilianischen Akzent. Vielleicht sagt sie das nach jedem Konzert. Vielleicht hat das auch manche Klischees bedient. Aber es hörte sich richtig sexy an.

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