Brillante Musiker, schwierige Akustik

Trier · Das Sebastian-Laverny-Quartett hat im Trierer Theater Glenn Miller, dem großen Bandleader der 1930er und 1940er Jahre, seinen Tribut gezollt. Atmosphärisch und akustisch hinterlässt das Konzert einen zwiespältigen Eindruck.

 Das Laverny Quartett spielt Lieder von Glenn Miller im Großen Haus des Theaters Trier. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Das Laverny Quartett spielt Lieder von Glenn Miller im Großen Haus des Theaters Trier. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Trier. Als sich die knapp 130 Zuschauer am Sonntagabend im Großen Haus des Theaters Trier zum "Tribute to Glenn Miller"-Konzert des Sebastian Laverny-Quartetts einfinden, sind die Erwartungen gemischt. Ein Teil sind Jazz-Enthusiasten, die sich an der zeitlosen Swing-Musik erfreuen wollen, und ein Teil Musikliebhaber, die irritiert sind, ein Jazz-Quartett und nicht eine veritable Big-Band mit vielen Blechbläsern auf der großen Bühne zu sehen. Laverny (Klavier, Gesang) kennt das Haus, war er doch von 1995 bis 2000 in Trier als Chor-Direktor tätig. Er freut sich sichtlich, wieder an seine alte Wirkungsstätte zurückzukehren. Er hat ein Programm mit 21 Liedern aus dem Repertoire des berühmten US-amerikanischen Bandleaders Glenn Miller (1904-1944) zusammengestellt, das sich den erfolgreichsten Jahren 1938 bis 1942 widmet. Danach trat der Pa-triot Miller als Leiter des "Army Air Force Orchestra" in den Dienst der US-Army, bis er 1944 unter ungeklärten Umständen in einem Flugzeug über dem Ärmelkanal verschollen ist.
Alle großen Hits von "Moonlight Serenade" über "Chattanooga Choo Choo" (als Einspielung vom Band) bis hin zu "Pennsylvania 6-5000" spielt das Quartett, wobei Laverny selbst sagt, dass es ein schwieriges Unterfangen ist, den richtigen Sound im Vergleich zur Big Band zu finden. Zwischen den einzelnen Sets gibt der Bandleader kurzweilige Anekdoten und Informatives über Millers Musik und Leben zum Besten. Zum Beispiel, dass die Eintrittspreise für junge Leute bewusst niedrig gehalten wurden, um ihnen die Gelegenheit zu geben, zu tanzen und sich näherzukommen.
Was bleibt, ist die Essenz der Songs, die unverwüstlich zu sein scheinen. Die hervorragenden Musiker brillieren vor allem in den improvisierten Soloparts; der junge Axel Schmitt am Saxofon, Götz Ommert am Kontrabass und Gerald Stütz am Schlagzeug sind allesamt Meister ihres Faches und bekommen den verdienten Applaus. Die hohe musikalische Qualität ist unbestritten, die Arrangements sind jazzig.
Die Akustik in dem großen Saal ist aber problematisch, zumal dieser nur spärlich besetzt ist, da klingt vieles - durch die elek tronische Verstärkung - zu laut und manches zu dünn.
Es gehört eine gewisse Chuzpe dazu, das Große Haus des Theaters als Veranstaltungsort zu wählen und nicht die intimere Atmosphäre, etwa der Trierer Tuchfabrik zu suchen. So erinnert das Konzert an ein Geisterspiel im leeren Fußballstadion und die Musik an die Beschallung im Kaufhaus-Fahrstuhl. "Weder Fisch noch Fleisch", sagt eine Zuschauerin beim Verlassen des Saales, während ein anderer Fan noch "Zugabe!" ruft. DT

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