Brücke zwischen historischem Erbe und aktueller Kultur

Trier · Um Begegnungen alter und neuer, westlicher und östlicher Musik geht es beim 14. Opening-Festival von Stadt und Tufa Trier am zweiten Februar-Wochenende. Neu sind in diesem Jahr Kooperationen mit Mainzer Hochschulen und dem Trierer Angela-Merici-Gymnasium sowie ein verstärktes Angebot für Kinder und Jugendliche.

 Flötistin Lucia Mense setzt beim Opening-Festival am Freitagabend Kontrapunkte, darunter Fausto Romi tellis Stück „Seascape“ fu¨r eine neu entwickelte, riesige Kontrabassblockflöte. Foto: Veranstalter

Flötistin Lucia Mense setzt beim Opening-Festival am Freitagabend Kontrapunkte, darunter Fausto Romi tellis Stück „Seascape“ fu¨r eine neu entwickelte, riesige Kontrabassblockflöte. Foto: Veranstalter

Trier. "Wenn es dieses Format nicht gäbe, müsste man es erfinden", sagt Triers Kulturdezernent Thomas Egger über Opening, das internationale Festival für aktuelle Klangkunst. Zum 14. Mal veranstalten es Stadt Trier und Tufa gemeinsam. Egger sagt, die Stadt zeige damit, dass es ihr nicht nur um historisches Erbe, sondern auch um zeitgenössische Kultur gehe.
Tatsächlich verbindet Opening beides: Im aktuellen Programm schlägt beispielsweise ein Flötenkonzert mit Lucia Mense den Bogen von Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann zu Komponisten des 20. Jahrhunderts. Thomas Rath, der das Festival zusammen mit Bernd Bleffert seit 2010 leitet, erklärt den Opening-Grundgedanken: "Es geht darum, Brücken zu bauen, etwa zwischen Barock und Moderne. Neue Musik erschließt sich genauso leicht und intuitiv wie Alte Musik - oder aber genauso schwer", sagt er. "Wir glauben zwar, Telemann zu verstehen, aber vielleicht meinen wir es auch nur aufgrund unserer Sozialisation." Will heißen: Wir sind durch familiäre, schulische oder gesellschaftliche Prägung eher ans Hören Alter Musik gewöhnt.

Junge Menschen heranführen


Daraus leitet sich ein weiteres Grundanliegen von Opening ab: "Wir wollen besonders junge Menschen an Musik unserer Zeit heranführen, damit sie etwas damit anfangen können", sagt Bernd Bleffert. In diesem Jahr steht die Jugendbildung stärker im Mittelpunkt denn je, nun auch honoriert mit einem deutlich höherem Landeszuschuss. Es gibt Musikstunden und Konzerte für Grund- und Oberstufenschüler sowie den Workshop "Küchen(geräte)- Musik" für kleine Kinder. Erstmals im Programm: ein Tanzprojekt für Jugendliche mit Hannah Ma zu Karlheinz Stockhausens "Telemusik", einem elektronischen Pionierwerk mit Einflüssen verschiedener Völker.
Auch darüber hinaus sind junge Menschen mehrfach ins Festivalprogramm eingebunden. Schülerinnen des Angela-Merici-Gymnasiums (AMG) singen im Chor von Bernd Blefferts "Ludus Globuli", das auch im AMG aufgeführt wird. Studenten der Klangkunst-Klasse der Mainzer Musikhochschule und der Kunsthochschule Mainz gestalten die Rahmenausstellung zum Festival, die "Open Expo". Diese Kooperation ist ein Novum und freut die Organisatoren besonders: "Damit bekommt dieses im Land einzigartige Festival auch Landesbezug, was durch die Schirmherrschaft von Staatssekretär Walter Schumacher untermauert wird", sagt Thomas Rath. "Wir können hier junge Künstler präsentieren, die in ein paar Jahren mit Sicherheit zur Spitzenklasse gehören, und wir sprechen dadurch vielleicht auch mehr Trierer Studenten an."
In puncto Besucherinteresse sind die Veranstalter optimistisch, nicht nur, weil mit koreanischer, zum Teil uraufgeführter Musik oder Werken von John Cage und Karlheinz Stockhausen echte Schätze im Programm sind: Im vergangenen Jahr hat sich die Zuschauerzahl gegenüber dem Vorjahr verdoppelt.
Extra

Freitag, 7. Februar: 18 Uhr, Eröffnung des Festivals und der begleitenden Ausstellung "Open Expo" im 2. Obergeschoss der Tufa. 19 Uhr, Tufa, großer Saal: Konzert "Stimmung 1968" von Karlheinz Stockhausen. 21 Uhr, Tufa, großer Saal: Konzert "Counterpoint" mit Flötistin Lucia Mense. 22.30 Uhr, Tufa, großer Saal: Konzert "Sonatas und Interludes" von John Cage, gespielt von Roland Techet auf präpariertem Klavier. Samstag, 8. Februar: 18 Uhr, Angela-Merici-Gymnasium (AMG): Konzert des Düsseldorfer Kammerchors mit kontemplativen Werken aus dem 16. und 21. Jahrhundert. 20 Uhr, Tufa, großer Saal: Tuba-Solo-Konzert mit Mel vyn Poore. 21.30, Tufa, großer Saal: Traditionelle und neue Musik aus Korea für Zither und Sanduhrtrommel, 22.30 Uhr: "Ad Hoc", improvisierte Session mit Musikern des Festivals. Sonntag, 9. Februar: 12 Uhr, Tufa, großer Saal: Showing des Tanzworkshops zu "Telemusik" von Karlheinz Stockhausen, 18 Uhr, AMG: "Ludus Globuli", musikalisches Planspiel von Bernd Bleffert nach Nikolaus von Kues. ae Es gibt einen Festivalpass für alle Veranstaltungen, Karten für Einzelveranstaltungen und Tageskarten für Freitag und Samstag. Der Festivalpass und die Tageskarten sind im TV-Service-Center in Trier erhältlich, Einzelkarten nur an der Abendkasse. Weitere Informationen unter www.openingfestival.de

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