Brücke zwischen Kontinenten

Trier · Aus dem Nordosten Malis ist die Band Tamikrest aus Angehörigen des Volks der Tuareg in die Tufa Trier gekommen. Sie begeisterte ihre Zuhörer mit psychedelischen Klängen, die die traditionelle Musik ihrer afrikanischen Heimat mit westlichem Rock verbinden.

 Ag Mohamedine Aghaly und Al Tiglia Cheick von Tamikrest mischen Musik aus Afrika mit westlichen Einflüssen. TV-Foto: Anke Emmerling

Ag Mohamedine Aghaly und Al Tiglia Cheick von Tamikrest mischen Musik aus Afrika mit westlichen Einflüssen. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Es ist ein mächtiger, lauter und rhythmusorientierter Sound, den die acht Mitglieder von Tamikrest auf die Bühne bringen. Dafür sorgen vor allem mehrere E-Gitarren, E-Bass, Keyboard, Schlagzeug und Perkussioninstrumente wie Kalebassen- und Djembe-Trommeln. Geprägt wird der Sound aber auch von orientalisch-afrikanischem Kopfstimmen-Gesang, der von gelegentlichen Freudenjodlern durchsetzt ist.
Zusammen mit dem Erscheinungsbild der Musiker und Sängerinnen, die traditionelle Nomadengewänder tragen, mutet das alles erst einmal exotisch an. Doch die Musik von Tamikrest bietet einiges, um schnell mit ihr warm zu werden. Da sind die erdigen Rhythmen, die mit dem Pulsschlag harmonieren. Zusammen mit ihnen sorgen immer wiederkehrende Akkorde und Melodien für eine tranceartige Stimmung, der sich kaum jemand entziehen kann. Und dann bietet sie viele Schnittstellen zu vertrauten westlichen Hörgewohnheiten.
Schon der tranceartige Charakter der Stücke selbst verweist sehr stark auf Psychedelic Rock wie den der Doors, zumal E-Gitarren, E-Bass und Keyboard genretypische Akzente setzen. Auch mischen sich immer wieder einmal bekannt klingende Blues- und Rock-Versatzstücke wie zum Beispiel ein Anklang an Claptons "After Midnight" unter. Reggae taucht ebenfalls auf und mischt sich problemlos mit dem afrikanischen Nomadengesang.
Die Band singt in der Tuareg-Sprache Tamaschek. Doch Leadsänger und Gitarrist Ousmane Ag Mossa erklärt auf Französisch grob, worum es geht. Tamikrest ist eine Band aus jungen Leuten, deren Jugend von Bürgerkrieg und dem Verlust Verwandter bei den Tuareg-Aufständen 1990 bis 1995 geprägt war. Als 2006 in ihrer Heimat, der Region Kidal im Nordosten Malis, erneut Unruhen ausbrachen, beschlossen Ousmane Ag Mossa und sein Schulfreund Cheick Ag Tiglia (Bass), sich mit Musik statt Waffen für die Anliegen ihres Volks starkzumachen.
In ihren Liedern singen sie von den schwierigen Lebensverhältnissen in der Sahara, zum Beispiel dem Kampf um Zukunftsperspektiven für Kinder. Wenn die Worte auch nicht zu verstehen sind, die Musik packt die 80 Zuhörer. Einige tanzen, alle spenden tosenden Applaus. ae

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