Brueghel, Picasso und Hartz IV

Trier · Eine in dieser Form einmalige Zusammenarbeit zwischen der Uni Trier, dem Stadt- und dem Landesmuseum sorgt für das Kunstereignis des Jahres. Die große Armut-Ausstellung bringt von April bis Juli eine Fülle von Veranstaltungen, aber auch Werke von Picasso bis Rembrandt nach Trier.

Spätestens seit Hartz IV ist das Thema Armut hierzulande wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen gerückt. Dass es in einer reichen Gesellschaft Arme gibt, wird im 21. Jahrhundert als politisches Problem begriffen.

Doch Armut ist auch ein Kulturphänomen. Mal galt sie als unabdingbares Schicksal, mal als göttliche Prüfung, mal als Ausdruck schreienden Unrechts. Aber auch als romantisches Künstlerideal und Gegenbild zum Streben nach materiellen Gütern - man denke an Spitzwegs "Armen Poeten".

Forschungsbereich der Uni und Museen in einem Boot



Seit Jahren beschäftigt sich ein großer, fachübergreifender Sonderforschungsbereich der Uni Trier mit dem Thema "Fremdheit und Armut". Daraus entstand die Idee, wissenschaftliche Erkenntnisse, hochkarätige Kunst, kontroverse Diskussionen, aber auch die Suche nach Lösungen und Perspektiven zu einer spektakulären Sonderschau zu verbinden.

Dreh- und Angelpunkt sind dabei Ausstellungen im Stadtmuseum Simeonstift und im Landesmuseum. Im Simeonstift wird die Hauptausstellung zu sehen sein, mit mehr als 160 Exponaten, darunter Leihgaben aus vierzig europäischen Museen. Gemälde, Skulpturen, Grafiken und Fotografien setzen sich in fünf Themenbereichen mit dem Thema Armut auseinander - unter anderem Meisterwerke wie Brueghels "Sieben Werke der Barmherzigkeit" und Picassos "Das karge Mal". Auch Künstler wie Rembrandt, Käthe Kollwitz, Max Liebermann sind vertreten. Parallel zeigt das Landesmuseum ausgewählte Sammlungsstücke zu Armut in der Antike.

Die Ausstellung, die am 10. April eröffnet wird und fast vier Monate dauert, ist zwar das Herzstück der Sonderschau, aber nicht weniger gewichtig sind die mehr als 100 Rahmenveranstaltungen. Vortragsreihen ziehen sich über die ganze Stadt, vom Karl-Marx-Haus über das Dommuseum bis zur Europäischen Kunstakademie. Die Frage der Armut wird von allen Seiten beleuchtet. Die Tufa produziert ein eigenes Theaterstück in Zusammenarbeit mit der Trierer Tafel, das Broadway-Kino zeigt zehn Filme unter dem Motto "Armut im Blick des Kinos". Die VHS eröffnet den Reigen schon diese Woche mit aktuellen Vorträgen.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt bei Veranstaltungen für Schüler. Spezielle Themenführungen durch Experten, aber auch durch sachkundige Schüler sollen reichlich Klassen anlocken, ein didaktisches Themenheft den Lehrern die Vorbereitung erleichtern. Gruppen können sich ein Programm maßschneidern lassen.

Themenheft für Schüler, Begleitband für Fans



Was bei "Konstantin" schon ein Renner war, soll auch diesmal nicht fehlen: ein aufwendig produzierter Begleitband, der auf 550 Seiten alle Exponate abbildet. Und auch der Service-Standard knüpft an die große Kaiser-Ausstellung an: In beiden Museen stehen kostenlose Audioführer zur Verfügung.

Extra

Die Sonderausstellung läuft vom 10. April bis 31. Juli im Stadtmuseum (Di bis So, 10 bis 18 Uhr) und im Landesmuseum (Di bis So, 10 bis 17 Uhr). Einzeltickets kosten fünf, ein Kombiticket für beide Museen kostet neun Euro. Es gibt Sondertarife für Gruppen, Familien und Schulklassen. Es werden regelmäßig öffentliche Führungen angeboten. Das Rahmenprogramm startet diese Woche. Infos zu den Veranstaltungen: www.armut-ausstellung.de

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