Brüllen bringt auch nichts

Zu grob gestrickt und niedergeschrieben: August Strindbergs "Traumspiel" wurde in Luxemburg zur Karikatur. Den Strindberg-Abend schloss eine Collage über das Leben des Autors mit Maximilian Schell.

Luxemburg. (er) "Es ist schade um die Menschen", klagt Agnes. Jammerschade sogar - wenn man die Lachnummer sieht, die Frank Hoffmann als Menschheit in August Strindbergs "Traumspiel" in Szene setzt: ein durchgeknallter Anwalt mit Ordnungsfimmel, unglücklicher wissenschaftlicher Karriere und eine Frau, die viel zu schnell hysterisch wird und zuviel würgt. Nicht besser der promovierte Offizier, der ständig nach einer Viktoria ruft, die nie kommt, und der seine Träume im Katalog der Luxair unterm Arm trägt. Und so geht es weiter mit Dichtern, Professoren und "Rechtdenkenden". Und mittendrin eben Agnes (Jacqueline Macaulay), die Tochter des Gottes Indra, die zu den Menschen kommt, um ihnen zu helfen. Was Wunder, dass die göttliche höhere Tochter selbst ganz schnell laut wird, herumrennt, als ob sie die Inszenierung retten wollte, und am Ende ihr Heil im Theater sucht, wo an diesem Abend (und nach Strindberg) auch keins zu finden ist. Keine Frage: Strindbergs "Traumspiel" ist ein Seelenlabyrinth, in dem man sich schrecklich verlaufen kann und dessen Schwebezustand zwischen Traum und Wirklichkeit ein ungeheures Maß an Balance-Fähigkeit erfordert. Frank Hoffman hat in der Seelennacht des schwarzen Bühnenhauses die Balance verloren. Nach dem Prinzip "Schreie und Flüstern" lässt er das Stück buchstäblich kaputtbrüllen. "Die Dichtung ist mehr als die Wirklichkeit", weiß Strindberg. Hoffmanns Drama ist weniger als die Wirklichkeit.

Nach der Pause im Studio: Maximilian Schell als Strindberg in "Lieben Sie Strindberg...". Auch dort wieder: Hoffmanns Hang zur Überzeichnung. Dazwischen der große Schell, ein wenig zu opulent vielleicht, aber trotzdem liebenswert, weil anrührend.

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