Lesung Die Lächerlichkeit der Pornografie

Trier · Florian Valerius und Mareike Fallwickl geben Tipps für echte Leseerlebnisse.

 Florian Valerius mit seinem Buch „Leseglück“.

Florian Valerius mit seinem Buch „Leseglück“.

Foto: Anne Heucher

4000 bis 5000 Bücher erscheinen jährlich allein in Deutschland neu auf dem schier unübersichtlichen Supermarkt für Lesefood. Sollte es irgendwo einen Nerd geben, der sich die alle nicht nur ins Regal stellen (dafür bräuchte er, bei einer angenommenen Durchschnittsdicke pro Band von drei Zentimetern, einen Zuwachs von rund 150 Regalmetern pro Jahr), sondern auch noch lesen will, müsste er täglich 13,5 Bücher schaffen. Das wäre selbst neben der Ausübung eines Minijobs oder sogar bei totaler Arbeitslosigkeit nebst konsequentem Schlafentzug eine durchaus sportliche Leistung.

Eine Schneise durch den Dschungel des Gedruckten zu schlagen, bemühten und bemühen sich zahlreiche Fernsehsendungen, angefangen beim „Literaturpapst“ Marcel Reich-Ranicki und noch lange nicht endend bei Denis Schecks „Druckreif“. Seit jeher beliebt sind auch die Listen mit den „100 besten Büchern aller Zeiten“ oder jenen, die man „unbedingt gelesen haben muss“. Dem Reigen der Ratgeber haben sich nun auch der Trierer Blogger und Buchhändler Florian Valerius (Filialleiter der Uni-Buchhandlung Stephanus) und die österreichische Journalistin, Bloggerin und Schriftstellerin Mareike Fallwickl angeschlossen. „Leseglück“ heißt ihr literarisches Vademecum, in dem sie 99 Bücher vorstellen, von denen sie behaupten, dass sie gute Laune machten. Ein paar davon haben sie in der Europäischen Kunstakademie vorgestellt, wobei der Abend eher einem Familientreffen glich, denn Valerius konnte dank Heimspielvorteil zahlreiche Kollegen, Freunde und Kunden seines Ladens begrüßen, die trotz der mitunter ein wenig holprigen Moderation der beiden Buch-Aficionados stets wohlwollend applaudierten.

Von den 99 in ihrem Band vorgestellten Lieblingsbüchern hatten sie einige dabei, aus denen sie Kostproben vorlasen oder –spielten. Ausgewählt haben sie diese „mit Bauchgefühl“ und in der Gewissheit, dass eine sehr subjektive Liste zustande gekommen ist. Und da geht es schon los: Nicht alle der vorgelesenen Passagen machen Lust auf die Gesamtlektüre. Der Fachmann und die Fachfrau können zwar Tipps geben, aber letztlich muss sich der willige Leser doch allein seinen Weg durch das Meer des Gedruckten bahnen, denn seine Vorlieben und sein Geschmack sind nun mal einmalig. Um ein niederdeutsches Sprichwort hochdeutsch zu zitieren: Was dem einen seine Eule, ist dem anderen seine Nachtigall.

Immerhin Konsens war bei einem Genre zu spüren: Die minutiöse Beschreibung sexueller Handlungen und der dazu notwendigen detailgetreu aufgezählten Utensilien wirkt, vor allem bei lautem Vorlesen, eher amüsant als erregend. Das wird überdeutlich bei Valerius’ Vortrag aus dem „Erotikklassiker der 1980er Jahre“ von Benoîte Groult, „Salz auf unserer Haut“ (wobei, wie der Rezitator ausdrücklich betonte, schreibende Frauen oft das bessere Händchen haben, wenn es darum geht, derlei mitunter sogar arterhaltende Kurzweil zu beschreiben).

Keine Literaturshow ohne Quiz: Thomas und Steffi waren die Glück­lichen, die aus dem Publikum zwangsgebeten wurden, gegeneinander anzutreten (die Dame siegte souverän), und eine weitere Besucherin namens Christiane durfte ihre Probleme schildern („zu wenig Zeit zum Lesen“) und vom Publikum Tipps für ein glücklicheres (Lese)Leben mit nach Hause nehmen.

Florian Valerius, Mareike Fallwickl, „Leseglück – 99 Bücher, die gute Laune machen“, mit Illustrationen von Franziska Misselwitz, ars edition, 144 Seiten

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