Buchmesse Leipzig blickt nach Osten

Leipzig · Julia Franck, Wilhelm Genazino und Günter Grass sind natürlich dabei, aber auch Franz Müntefering, Herbert Grönemeyer und Franziska van Almsick. 1500 haupt- und nebenberufliche Schriftsteller stellen vom 12. bis 15. März auf der Leipziger Buchmesse ihre neuen Werke vor. Aus der Region stellt unter anderem der KBV-Verlag einen Berndorf-Krimi vor, der 1972 als Fortsetzungsroman im "Stern" erschienen ist.

(dpa/hpl) Ob Belletristik, Comic oder Sachbuch: Alles dreht sich um die Neuerscheinungen des Frühjahrs. Aber im Gegensatz zur Frankfurter Buchmesse geht es in der Buch- und Verlagsstadt Leipzig nicht in erster Linie ums Geschäft. Nach Jahren des regelmäßigen Wachstums bei den Ausstellerzahlen ist die Wirtschaftskrise auch bei der Bücherschau leicht spürbar: Rund 2100 Aussteller aus 38 Ländern werden erwartet und damit 300 weniger als im vergangenen Jahr.

Technischer Star wird das E-Book

Für Buchmesse-Direktor Oliver Zille ist dies aber kein Drama: "Aus dem Belletristik- und Sachbuch-Bereich kommen alle großen sowie zahlreiche kleine Verlage nach Leipzig, und sie haben sogar ihre Flächen erweitert", sagt er. Es gab aber auch Absagen von Verlagen, die bislang in Leipzig dabei waren. Die Ausstellerfläche verringerte sich von 65 000 aus 63 000 Quadratmeter. "Auf der Leipziger Messe gibt es eine Besinnung auf die Inhalte der Literatur und deren Leser. Daher spielten das Lesen und die Begegnung mit den Autoren eine große Rolle", sagt der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Gottfried Honnefelder. Technischer Star der Schau wird voraussichtlich das E-Book. Es gibt 20 Veranstaltungen, die sich mit dieser heiß diskutierten Neuerung befassen. Sony wird einen neuen E-Reader vorstellen, der wie ein MP3-Player funktionieren soll: Die Texte werden mit dem heimischen Computer heruntergeladen und dann auf den Reader übertragen.

Aus dem deutschsprachigen Raum werden alte Literatur-Hasen wie Günter Grass und Hera Lind erwartet, aber auch viele Jungautoren wie Alexa Hennig von Lange, Wladimir Kaminer und Juli Zeh sowie die Studenten von Deutschlands einziger Schriftsteller-Hochschule, dem Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Hinzu gesellen sich Kollegen aus der ganzen Welt, darunter T.C. Boyle, Geert Mak, Kiran Nagarkar, Olga Tokarczuk, David Lodge, John Griesemer, Petros Markaris und Jonathan Stroud.

Aus der Region stellen unter anderem der Luxemburger Guy-Binsfeld-Verlag und der KBV-Verlag in Hillesheim (Landkreis Vulkaneifel) Neuerscheinungen vor. Dazu zählt ein "Oldie" von Eifel-Krimi-König Jaques Berndorf alias Michael Preuthe. "Der Monat vor dem Mord" zählt zu Berndorfs frühen Werken. Er hatte es 1972 als Fortsetzungsroman für das Magazin "Stern" geschrieben. Nun liegt der Roman erstmals bei KBV in gedruckter Form vor. Im Gegensatz zur Frankfurter Buchmesse ist die Resonanz aus der Region in Leipzig eher mäßig. Arne Houben vom Rhein-Mosel-Verlag erklärt, der Aufwand für ein Leipzig-Engagement sei zu groß, da der Schwerpunkt des Angebots auf der Region liege: "Wir leisten uns eine Messe - und das ist die Frankfurter Buchmesse". Auch der Trierer Verlag Weyand bleibt Leizpig fern. "Unser Programm ist für die Frankfurter Buchmesse ausgelegt", sagt Elvi Zimmermann vom Weyand-Verlag. Rainer Breuer von der Edition Tréves setzt stärker auf Buchpräsentationen: "Wir gehen lieber vor Ort zu den Lesern und stellen da unsere Bücher vor."

Seit Jahren legt die Publikumsmesse ihren Schwerpunkt auf deutschsprachige und osteuropäische Literatur. 44 Schriftsteller und 18 Übersetzer kommen diesmal vom Balkan. Zudem gibt es eine kleine China-Literatur-Präsentation, eine Nordische Literaturnacht und ein Israel-Programm.

Ein nicht nur nationales historisches Ereignis steht im Blickpunkt vieler Lesungen und Gesprächsrunden: 20 Jahre friedliche Revolution. Die Organisatoren laden unter anderem in die Nikolaikirche und in die ehemalige Leipziger Stasi-Zentrale "Runde Ecke" ein. Maßgebliche Akteure der Wende- Zeit sind dabei, etwa der Theologe Friedrich Schorlemmer, der ehemalige Nikolaikirchen-Pfarrer Christian Führer und heutige Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse.

Extra

Die Leipziger Buchmesse läuft vom 12. bis 15. März. Sie ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Eine Tageskarte für Schüler kostet 9 Euro, in der Gruppe ab 10 Personen 6 Euro. Für Familien gibt es eine Tageskarte für 7,50 Euro pro Person, Kinder bis fünf Jahre sind frei. In der Eintrittskarte ist die Hin- und Rückfahrt im Mitteldeutschen Verkehrsverbund am Besuchstag enthalten.

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