Theater Theaterstück norway.today in Trier: Zwischen Lebenssinn und Todessehnsucht

Trier · Todessehnsucht und die ewige Frage nach dem Sinn: Die bühne1 inszeniert in Trier das Zwei-Personen-Stück „norway.today“. Premiere ist am Samstag in der Europäischen Kunstakademie.

 Michael Gubenko inszeniert in der Europäischen Kunstakademie Trier das Stück norway.today.

Michael Gubenko inszeniert in der Europäischen Kunstakademie Trier das Stück norway.today.

Foto: TV/Andreas Feichtner

Ein kurzer „Spiegel“-Artikel vom 23. Februar 2000 legt die Basis für eine große Bühnen-Erfolgsgeschichte. Auch wenn das Thema todernst ist – und die Geschichte real. „Suche Partner zum gemeinsamen Suizid“: Ein solches Posting in einem Internet-Forum ging dem gemeinsamen Selbstmord eines jungen Norwegers und einer Österreicherin voraus. Sie wurden am Fuße eines 300 Meter hohen Felsens in Norwegen gefunden. Beide kannten sich vorher nicht persönlich. Autor Igor Bauersima ließ sich von dieser „Blind Date zum Selbstmord“ betitelten Meldung zu seinem Zwei-Personen-Drama „norway.today“ inspirieren, das aber – so viel sei verraten – nicht mit zwei aufgefundenen Leichen enden wird. In den Jahren 2003 und 2004 war das Stück das meistgespielte auf deutschen Bühnen. Es richtet sich auch an ein junges Publikum – aber längst nicht exklusiv. Und da kommt die bühne1 ins Spiel, die Bauersimas Stück in der Europäischen Kunstakademie aufführen wird, in Zusammenarbeit mit dem Theater Trier. Vor knapp acht Jahren hatte bereits Alexander Ourth das Stück in der Tufa inszeniert.

Regisseur Michael Gubenko ist seit den Anfangstagen bei der bühne1 dabei. Vor 13 Jahren hatte ihn das Studium nach Trier gebracht. 2008 entstand die bühne1 aus einem studentischen Projekt, eine Kooperation aus Hochschule, Uni und Theater. Sie sollte an den professionellen Theaterbetrieb heranführen. „Wir hatten unsere Lehrjahre auf der Studiobühne“, sagt Gubenko, der in Teilzeit als Lehrer arbeitet und der in den letzten Zügen seiner Dissertation steckt. In „norway.today“ geht es für ihn auch um die Frage, warum man denn eigentlich am Leben bleiben sollte. „Eine geteilte Sinnkrise als ein Symptom unserer Zeit“, so heißt es in der Ankündigung. Musik spielt in der Inszenierung eine zentrale Rolle, die musikalische Leitung liegt bei Armin Wondra. So wird das Trio „Tired Eyes Kingdom“ live spielen. Eine Band, die an der Folkwang-Uni in Essen zusammengefunden hat und deren Sound Gubenko als „düsterromantische Ambientmusik“ bezeichnet, mit Trip-Hop-Anleihen, eingängig und atmosphärisch zugleich. Michael Gubenko kündigt eine Symbiose aus Sprechtheater und Musikkonzert an. Die Hauptrollen übernehmen die Hamburgerin Jennifer Toman (Julie) und die bühne1-Stammkraft Till Thurner (als August) .

Für die Aufführungen mit jeweils bis zu 180 Plätzen wird der Raum geteilt, das Geschehen spielt sich auf einem Steg in der Mitte ab. Wie in den bisherigen Inszenierungen der bühne1 gehören Überraschungen zum künstlerischen Konzept – wie etwa auch schon in Tattoo (ebenfalls ein Bauersima-Stück, das von Gubenko inszeniert wurde) oder dem gefeierten „Der kommende Aufstand“.

Zu den Aufführungen kommen längst nicht mehr nur Studenten. Es gehe um die Sache und nicht darum, einzelne Milieus zu erreichen. „Es geht uns um die Lust am Neuen, am Grenzüberschreitenden“, sagt Gubenko. Wenn man aufhöre ein „Klientelprogramm“ zu machen, zahle sich das aus. Die freie Szene in der Region habe sich in den vergangenen vier, fünf Jahren zudem sehr positiv entwickelt. „Wir unterstützen uns gegenseitig. Es passiert gerade viel Gutes in der alternativen Jugendkultur Triers – und ich habe das Gefühl, das wird immer mehr: Es gibt eine Kettenreaktion von jungen Menschen, die sich was trauen.“ Auch in der Kommunalpolitik sei das angekommen: „Das macht Trier schöner und lebenswerter.“

norway.today, Zwei-Personen-Stück von Igor Bauersima, inszeniert von Michael Gubenko (bühne1).
Premiere: Samstag, 16. November, Europäische Kunstakademie Trier, 20 Uhr.
Weitere Vorstellungen: 17., 19., 21., 22. November, 3., 5. 6., 7. Dezember. Karten gibt’s bei Ticket regional.
Internet: buehne1-trier.de

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