Kultur Bülent Ceylan light – „der Türk“ war „kronk“

Trier · Trotz angeschlagener Gesundheit begeisterte der Comedian in der Arena.

 Sorgt seit 20 Jahren auf Deutschlands Bühnen für Spaß: Bülent Ceylan.

Sorgt seit 20 Jahren auf Deutschlands Bühnen für Spaß: Bülent Ceylan.

Foto: Karin Pütz/Karin Pütz

Bülent Ceylans aktuelles Bühnenprogramm heißt „Lassmalache“ – die Show, die er vor zwei Jahren in Trier zeigte, hieß „kronk“. Doch damals war er gesund, und diesmal steht der türkischstämmige Comedian „kronk“ auf der Bühne. Die 3700 Zuschauer spenden reichlich Applaus, als Ceylan erklärt, dass er quasi unter Drogen stehe, weil ihn die Erkältung erwischt hat und er nicht wisse, ob er durchhalte: „Ich habe mich so auf Trier gefreut, ich mach‘, solange ich kann.“ Doch seit 20 Jahren ist der 42-Jährige in Sachen Spaß unterwegs und liefert auch in Trier professionell ab. Dennoch „verkackt“ er hier und da eine Pointe und vergisst den Text („Das sind die Medikamente!“). Dass das Trierer Publikum an diesem Abend nur eine Bülent-Light-Version zu sehen bekommt, stört keinen. Ceylan gehört zu den absoluten Sympathieträgern in der Comedyszene.

Zu Beginn der Show überreicht ihm eine Rollstuhlfahrerin ein Geschenk vom Bühnenrand aus. Die Dame scheint Stammgast zu sein, Bülent erkennt sie wieder und nimmt das Glas Nutella mit herzlichem Dank entgegen.

Sein Humor hat nichts Gehässiges oder Herablassendes, auch wenn er sich über die Eigenheiten der unterschiedlichen Nationalitäten lustig macht. „Ich bin nicht Kollegah oder Farid Bang – was die machen, ist asozial“, lautet sein Statement. Zwar sind seine Alter Egos Harald, Mompfred und Hassan nicht ganz so energiegeladen wie sonst und „Annelieses“ hohe Kiekser müssen sich die Zuschauer denken – stattdessen hält der Comedian ein Schild hoch, auf dem „Iiiiih“ steht. Aber er hält durch. Seine türkische Version eines deutschen Märchens über zwei verirrte Kinder („Hassan und Gülcan“) wirkt improvisiert und ist sehr „untenrum“-lastig. Solche Witze hat er eigentlich nicht nötig, auch wenn er bei Teilen des Publikums dafür mit Lachkrämpfen belohnt wird. Auch der in der ersten Reihe sitzende Zwölfjährige, den er im Laufe des Abends immer wieder anspricht, wird bemüht. Wie seine anderen Comedy-Kollegen hat auch Ceylan noch nicht gemerkt, dass sich dieser Gag inzwischen abgenutzt hat.

Nach der Pause aber dreht „der Türke“ noch mal so richtig auf. In einem Zusammentreffen zwischen Erdogan, Trump, Putin und Kim Jong-un, in dem Bülent natürlich alle Beteiligten spielt, bleibt kein Auge trocken. Er beherrsche kein Nordkoreanisch, erklärt der Comedian, und lässt Kim Jong-un sächseln. „Das ist der östlichste Akzent, den ich kann!“

Seine Haltung für eine offene Gesellschaft und gegen Rechts macht er deutlich: Mit viel Wortwitz parodiert er Adolf Hitler und erzählt schließlich die Geschichte des Nazi-Hundes Wotan.

Am Ende der zweistündigen Show gibt es stehende Ovationen, auch wenn Autogrammstunde und Heavy-Metal-Einlagen dieses Mal ausfallen müssen. Seine Kraftreserven sind am Ende und der Schweiß steht ihm auf der Stirn, als er sich vom Publikum Energie wünscht: für seine Auftritte an den nächsten beiden Abenden in Mannheim vor 10 000 Zuschauern.

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