"Bunker bebt" in Trier: Veteranen und rumpeliger Punk zum Pflichttermin

Trier · Fast unbemerkt hat sich das Festival "Bunker bebt" zu einem der langlebigsten in der Region gemausert: Seit 21 Jahren dient es dazu, Bands eine Plattform zu bieten, die im Ludger-Kern-Haus proben, - und gleichzeitig das Projekt zu finanzieren.

Trier. Keine Tiere, kein Besuch nach 22 Uhr, alle paar Jahre renovieren - gegen die Vorstellungen mancher Vermieter muss man sich wehren. Dass in den Verträgen des Ludger-Kern-Hauses gefordert wird, einmal im Jahr ein Konzert zu geben, ist für die Mieter der Proberäume im ehemaligen Hochbunker allerdings völlig akzeptabel, auch aus purem Eigennutz: Es geht schließlich um das "Bunker bebt"-Festival, das zunächst eine wichtige finanzielle Stütze für das Projekt darstellt, das seit 21 Jahren vom Trierer Exhaus verwaltet wird.
Zudem ist die jährliche Leistungsschau aber auch eine opulente Sause und damit eine tolle Möglichkeit, sich in verschieden großen Rahmen einmal zu präsentieren. Und überhaupt klagen Bands ja nicht unbedingt über zu viele Auftrittsmöglichkeiten.Qual der Wahl


Die Plakate zur 14. Ausgabe des "Bunker bebt" könnte dabei auch das Informatiker-Gebot "never touch a running system" als Motto zieren: Die Bands präsentieren sich wieder ziemlich zeitgleich im großen und kleinen Exil sowie im Balkensaal, der geneigte Musikfreund muss sich notfalls in Stücke reißen, will er nichts verpassen.
"Es gibt auch wenig Anlass, am Grundkonzept etwas zu ändern", sagt Martin Schümmelfeder vom Exhaus, der zusammen mit Rino Dzur wieder die Organisation verantwortet. Zwar habe es vor ein paar Jahren einen spürbaren Einbruch bei den Besucherzahlen gegeben: Teilweise kamen nur noch rund 400 Leute.
Das betriebseigene Kulturbüro des Exhauses, das auch die meisten der sonstigen Konzerte und Veranstaltungen im Jugendzentrum organisiert, habe aber durch konzentriertes Marketing erfolgreich gegensteuern können: Zum 20. Jubiläum des "Bunker bebt" kamen 2014 wieder fast 1000 Besucher, sagt Schümmelfeder, der auch auf den 10. Januar optimistisch blickt: "Die Beteiligung der Bands ist wieder gut, wir haben 21 interessante Acts am Start, die die kreative Bandbreite demonstrieren."
Das findet auch Musiker Jimi Berlin (spielt mit der Band Herr Berlin im großen Exil), der als Sprecher der Bunkergemeinschäft aber regelrecht bedrängt werden muss, bevor er persönliche Tipps abgeben mag - wie etwa "Magret": "Die machen schön rumpeligen Punk, der aufgrund seiner intelligenten Texte aber auch an die frühen Ton-Steine-Scherben erinnert." Auch auf "Antisøhn" sei er persönlich sehr gespannt: Das neue Projekt aus Mitgliedern der Bands Rant und MNMNTS gibt beim "Bunker bebt" seine Debütvorstellung.Souveräne Spielfreude


Die liegt bei Bands wie Candy Apple Grey, Trinity, Ganjamba oder Colours of Blues schon lange zurück: Ihr Veteranenstatus beim Festival drückt sich aber üblicherweise nicht in routiniertem Herunterdudeln aus, sondern in souveränen Auftritten voller Spielfreude und gereifter Ideen. Spätestens sie machen das "Bunker bebt" endgültig zu einem Pflichttermin auch für die Menschen vor der Bühne.
Karten für das Festival "Bunker bebt" am Samstag, 10. Januar, im Trierer Exhaus gibt es im TV-Service-Center Trier und an der Abendkasse.Extra

Diese Bands treten beim 14. "Bunker bebt"-Festival auf: Herr Berlin (Indie/Rock), Ivan Ivanovich & the Kreml Krauts (Folk/Ska), Steff Becker & Band (Funk/Soul/Blues/Rock), Antisøhn (Indie/Emo/Punk), Spy Kowlik (Ska/Reggae/Rock), Nico Mono & Band (Songschreiber/Indie), Grind-eye (Postrock/Stoner), Grave Digger Jones (Blues Rock), My First Robot (Elektro-Rock), Thick As A Brick (The Music of Jethro Tull), Ganjamba (Reggae/Rock/Ska), Candy Apple Grey (Indierock), Model For Monument (Postpunk), Flanger Flow (Psychedelic/70er), Trinity (Hardrock), Hucksley (Hardcore), Magret (Rotzpop/Punk), Anderland (Electro), Colours Of Blues (Blues/Rock), Surface Sky (Electro/Rock) und Los Paul (Rock). fggExtra

Der massige Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg in der Karl-Grün-Straße in Trier heißt offiziell "Ludger-Kern-Haus", benannt nach einem Bluesmusiker, der in den 90er Jahren starb. Damals wurde der Bunker auf Betreiben des Jugendzentrums Exzellenzhaus und des Vereins Trierer Rockmusiker von der Stadt Trier dem Bundesvermögensamt abgekauft. 24 Proberäume für Bands aus der Region wurden eingerichtet - auch mit tatkräftiger Eigenleistung der Musiker. Die war auch vor einigen Jahren wieder gefordert: Feuerwehr und Ordnungsamt stellten einen mangelhaften Brandschutz fest. Mit erneutem Engagement wurden die geforderten Alarmeinrichtungen und Entlüftungen installiert. Als Nächstes sollen die in einigen Räumen immer noch fehlenden Heizungen eingebaut werden. fgg

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