Chaotisches Rollenspiel

Trier · Vergangenheit und Zukunft, Globalisierung und Grenzöffnung: Hochaktuell ist das Theaterstück "Die Geschichte der Zukunft" des dänischen Autors Christian Lollike, das am Freitag, 8. April, ins Studio des Theaters Trier kommt. Mit dem Stück setzt das Theater seine Zusammenarbeit mit dem Théâtre National du Luxembourg fort.

Sie wollen ihren Wohlstandsbauch abtrainieren, geraten dann jedoch ins Philosophieren, über Demokratie, Grenzen, Welthandel, Flüchtlingsdramen. "Wahnsinnig aktuell", beschreibt die luxemburgische Regisseurin Anne Simon Christian Lollikes Stück "Die Geschichte der Zukunft", das am Freitag, 8. April, um 20 Uhr auf die Bühne ins Studio kommt. Simon hat die Rahmenhandlung in ein Fitnessstudio versetzt. Um mit ihren Pfunden umgehen zu lernen, entwickeln die Personen im Stück ein Rollenspiel, leisten psychische statt physische Arbeit. Sie erfinden eine Figur, eine Taxifahrerin (Vanessa Daun), die auf ihrer Fahrt der ganzen Welt begegnet. Die anderen (Brigitte Urhausen, Marc Baum, Jan Grundhoeber, Klaus-Michael Nix) schlüpfen in verschiedene Rollen.

Urhausen und Baum sind luxemburgische Kollegen, die Simon mitgebracht hat, "weil ich überzeugt war, dass sie gut zu den Rollen passen und im Ensemble gut funktionieren würden". Denn: "Das Stück ist eine klare Gruppenarbeit", sagt die 28-Jährige. Mit ihm bringt sie nach "Die goldenen letzten Jahre" zum zweiten Mal eine Studioproduktion auf die Bühne im Theater Trier. Und auch diesmal ist Anouk Schiltz für das Bühnenbild zuständig.

Auftragsarbeit zum Mauerfall



Christian Lollikes Werk entstand 2009 im Rahmen des Projekts "After the Fall. Europa nach 1989" im Auftrag des Goethe-Instituts zum 20. Jahrestag des Mauerfalls. Der dänische Autor definiert darin Geschichte nicht als Vergangenheits-, sondern als Zustandsbeschreibung einer Zukunft, die in der Geschichte wurzelt. Seine Figuren wechseln ständig die Rollen und ihre Haltung, kämpfen sich durch eine Collage aus Zitaten, philosophischen Diskursen, Reportagen und Werbeslogans.

Die Gespräche im Fitnessstudio gehen ganz schnell in Politik über. Es geht um die Frage der Globalisierung, Grenzöffnung und um deren Konsequenzen wie etwa Flüchtlinge. "Alles hat seine Auswirkungen", sagt Simon. Die Figuren seien vor die Frage gestellt: "Wo sehe ich Grenzen? Ist es richtig, sich komplett zurückzuziehen, das zu akzeptieren oder muss ich handeln? Und wenn ja, wie viel kann ich handeln?" Diese politische Komponente und dessen Aktualität - vor allem im Hinblick auf den zu erwartenden Flüchtlingsstrom aus Nordafrika - fasziniert und fordert Simon zugleich. "Das Stück ist sehr konfus und nicht einfach, aber es hat eine soziopolitische Kraft."

Premiere ist am Freitag, 8. April, 20 Uhr. Weitere Vorstellungen: 13., 15., 23., 29. April, 7. und 21. Mai, 5. Juni, jeweils um 20 Uhr im Studio.

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