Charakterkopf der regionalen Kunstszene

Bernkastel-Kues · Er hat das Kunstleben der Region vielseitig geprägt: Die Akademie Kues erinnert in einer Ausstellung an den Maler, Grafiker, Galeristen und Kunsterzieher Werner Seippel. Der Fokus liegt diesmal auf seinen Aquarell-Arbeiten.

 Die Aquarellmalerei lag Werner Seippel besonders am Herzen. Werke wie dieses Selbstporträt (rechts) und das Abbild der Provence (links) sind zurzeit in der Akademie Kues ausgestellt. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Die Aquarellmalerei lag Werner Seippel besonders am Herzen. Werke wie dieses Selbstporträt (rechts) und das Abbild der Provence (links) sind zurzeit in der Akademie Kues ausgestellt. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Foto: (g_kultur
Charakterkopf der regionalen Kunstszene
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Bernkastel-Kues. Sein "ich wünsche was" - mit dem er seine meist überfallartigen Anrufe gewöhnlich ebenso abrupt beendete, bleibt unvergessen. Genauso wie sein streitbares Temperament, wenn es um Sinn und Unsinn künstlerischer Produkte ging, um die hemmungslose Ökonomisierung des Kunstbetriebs, um redlichen künstlerischen Drang oder modische Schaumschlägerei.
Werner Seippel war ein Charakterkopf der hiesigen Kunstszene, dem Augenschein nach, wie in des Wortes übertragener Bedeutung. Wenn jetzt die Akademie Kues an den Maler und Grafiker erinnert, der 1999 starb, so gedenkt sie eines Künstlers, der zweifellos ein Original war.
Nicht so sehr der ein oder anderen Schrulle wegen, sondern weil er lebenslang sich selbst treu blieb, seinem Kunstverständnis wie seiner Ausdrucksform als gegenständlicher Maler, die beide auf soliden Beinen standen.
Nach der Kunstschule in Offenbach hatte der 1917 geborene Frankfurter an der Kunstakademie München studiert. Ein Studienaufenthalt in Paris, wo Seippel die Heroen der klassischen Moderne erlebte, darunter Picasso und Matisse, schafften dem Maler den Anschluss an die im NaziDeutschland so schmerzlich vermisste moderne Kunst. Nicht nur das: Als Assistent von Caspar Neher, dem legendären Bühnenbildner von Bert Brecht, lernte Seippel im Geviert des Bühnenraums die ganze Welt seiner Imagination auszuschreiten und im Bild zu fassen. Wer Seippels malerische und grafische Arbeiten kennt, weiß, dass ihm auch der Bildraum häufig zur immer wieder neu zu gestaltenden Bühne geriet.
Ein neuer Blick auf den Kunstbetrieb und seine Verhältnisse mag sich dem Künstler, der in den 60er Jahren aus der Main-Metropole an die Mosel verzogen war, als Galerist aufgetan haben. Zunächst in Frankfurt, dann als Betreiber der geradezu legendären Brückengalerie in Traben-Trarbach und zuletzt im Cusanus Geburtshaus in Bernkastel-Kues. Auch heute noch ist es eindrucksvoll zu sehen, welch große Namen das Ehepaar Seippel damals in der Region versammelte.
Überhaupt war Seippel ein sehr vielseitiger Künstler, der den schwierigen Aufbau des Ölbildes und das anspruchsvolle Aquarell ebenso beherrschte, wie er ein virtuoser Grafiker war. Die Akademie Kues erinnert in ihrer Ausstellung diesmal an den Aquarellisten. Die feinsinnige Nasstechnik lag Seippel besonders am Herzen. Unmittelbar veräußerte er in ihr sein Fühlen und Erleben. Auch sein letztes Selbstbildnis schuf er kurz vor seinem Tod als Aquarell. Die ausgestellten Arbeiten belegen Seippels Gespür für die komplizierte, häufig unterschätzte Technik. Mehr noch: Eindrucksvoll legen die Aquarelle dem Betrachter das Wesen des Malers offen. Sie zeigen den Maler als einen, der sich farb- und gefühlsmächtig dem Leben mit allen Licht- und Schattenseiten stellte, und dabei in höchstem Maß empfindsam blieb für Farbwerte und Stimmungen. Das gilt gleichermaßen für Menschen wie Landschaften.
Nicht zu vergessen das Licht: Wie in der Welt draußen wird auch in Seippels Aquarellen die Wirklichkeit der Bilderwelt aus dem Licht geschaffen, das sie zur glühenden Landschaft macht oder einen feinen durchsichtigen Schleier über sie legt. er
Bis 16. Januar, Mo-Do 9-12 Uhr und 14-16 Uhr, Fr 9-12 Uhr und nach Vereinbarung;
Telefon: 06531 9695-0,
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Veranstaltung zur Ausstellung: "Kaffee-Plausch am Fluss", 14. Janaur, 15.30Uhr, mit Ursula Seippel, der Witwe des Künstlers

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