Aufführung von Brahms’ Requiem Collegium Musicum der Universität Trier: Beeindruckende Teamarbeit talentierter Laien und außergewöhnlicher Profis
Trier · Chor und Orchester des Collegium Musicum der Universität Trier zeigen mit Brahms’ Requiem eine reife, überzeugende Leistung und die Solisten glänzen.
Welche Klangfülle und Kontemplation! „Ein Deutsches Requiem“ von Johannes Brahms (1833-1897) ist ein Monument der Romantik, einzigartig und den Menschen zugewandt, im Jahr 1869 ein erster, triumphaler Erfolg für den Komponisten.
Das Collegium Musicum der Universität Trier, ein Ensemble, das sich aus Studierenden, Mitarbeiterinnen der Universität und Musikbegeisterten der Region zusammensetzt, brachte am Sonntagabend in der ehemaligen Abteikirche St. Maximin dieses ganz und gar irdische Werk zur Aufführung, umjubelt von mehreren Hundert Zuschauern. Sie sind – mit Unterstützung von einigen Profis – ein vollwertiges, sinfonisches Orchester und ein gemischter Chor, der zweimal im Jahr, jeweils zum Semesterende, seinen großen Auftritt hat.
Nach zwölf sehr erfolgreichen Jahren – Uni-Präsident Professor Michael Jäckel spricht in seinen Begrüßungsworten von einem Quantensprung – hatte der Argentinier Mariano Chiacchiarini den Dirigentenstab zur Saison 2022/23 an den Georgier Gocha Mosiashvili weitergereicht, der als Studienleiter am Theater Trier arbeitet und für sein erstes, großes Konzert mit dem Ensemble eine sehr anständige Leistung abliefert. Die Solisten Réka Kristóf (Sopran) und Carl Rumstadt (Bariton) sind ebenfalls ehemalige Ensemble-Mitglieder des Trierer Theaters und beweisen mehr als eindrucksvoll, warum beiden wohl eine große Karriere bevorsteht. Brahms selbst hatte gesagt: „Ich habe meine Trauermusik als Seligpreisung der Leidtragenden vollendet.“ Ihm ging es nicht um ein liturgisches Werk zu Ehren der Kirche, sondern darum, den Hinterbliebenen der Toten mit diesem Requiem Trost zu spenden. Darüber hinaus wählt er für die biblischen Texte die deutsche Sprache, sein Anspruch war es, sich einem möglichst breiten Publikum verständlich zu machen. Schon die Uraufführung des noch nicht ganz komplettierten Werkes – mit sechs anstatt der finalen sieben Sätze – hatte 1868 in Bremen über 2000 Menschen begeistert. Ganz so viele sind es in Trier nicht, aber jeder im weiten Kirchenschiff kann offensichtlich einen unmittelbaren Zugang zu Brahms’ Musik finden, es herrscht kontemplative Spannung. Das Collegium Musicum fesselt mit seiner Interpretation das andächtige Publikum, manch’ einer lauscht mit geschlossenen Augen den laut-leise-Wechseln der Partitur. Dabei ist die schiere Masse der hingebungsvollen Musikerinnen und Musiker allein schon eindrucksvoll und deren Leistung tadellos. Carl Rumstadt stellt sich naht- und mühelos vor den formidablen Chor, scheinbar ohne Anstrengung dringt seine ausdruckstarke und markante Stimme bis in die letzte Reihe. Und Réka Kristóf glänzt auch in den heiklen Höhen ihrer Partie mit höchster Präzisions-Sopran-Kunst.
Insgesamt eine reife Leistung des gesamten Ensembles, die mit frenetischem Applaus belohnt wird.