Choreographie eines Stierkampfs

Esch-sur-Alzette · Das siebte Escher Flamenco-Festival ist am Donnerstagabend im Theater von Esch eröffnet worden. Mehr als 400 Zuschauer applaudierten dem Tänzer Javier Barón und seinen Musikern begeistert.

 Der Flamencotänzer Javier Barón zeichnet mit seiner Choreografie die Spuren eines Toreros auf das Parkett. TV-Foto: Alexander Schumitz

Der Flamencotänzer Javier Barón zeichnet mit seiner Choreografie die Spuren eines Toreros auf das Parkett. TV-Foto: Alexander Schumitz

Esch-sur-Alzette. Spitze, Hacke, Spitze, Hacke, in rasendem Tempo setzt Javier Barón seine Füße ein, während er mit den Fingern schnipst und sich um die eigene Achse dreht. Dann wird es mucksmäuschenstill, langsam zieht der Tänzer die Ledersohle seiner Tanzschuhe über den Parkettboden. Das Publikum schaut ihm gebannt zu und ruft Barón immer wieder ein anerkennendes "Olé" zu.
Mit dem letzten Takt der Soleá ist klar: Der 1963 in der Nähe von Sevilla geborene Tänzer hat den symbolischen Kampf mit dem Stier gewonnen. Seine Choreografie nimmt immer wieder Elemente des Stierkampfs auf, etwa wenn das Halstuch sich in die Muleta verwandelt oder Barón mit erhobenen Armen andeutet, wie er die Banderillas im Nacken des Stiers versenkt.
Begleitet wird Barón von dem 36-jährigen Sänger José Valencia. Der aus einer Zigeunerfamilie stammende Flamencosänger und Barón spielen einander die musikalischen Bälle zu. In seinen Bulerías und Tarantas singt Valencia vom traurigen Leben eines "Gitano" (Spanisch für Zigeuner) und von den fürchterlichen Arbeitsbedingungen in den Bergwerken. Er steht damit in der Tradition des Flamencos.
Die spanische Gitarre spielt Juan Campallo, den Rhythmus gibt José Carrasco an der Cajón vor. Die Intensität der Musik zieht die Zuschauer vollständig in den Bann. "Mich fasziniert, wie diese vier Künstler es während des ganzen Konzerts geschafft haben, die Spannung zu halten", sagt Christiane Beyer aus Saarburg. Schon im Vorjahr hatte sie das Festival besucht. Wiedergekommen ist sie, um in Esch authentischen Flamenco zu hören und zu sehen, "fernab vom kommerziellen Kitsch", der häufig unter der Weltkulturerbe-Marke Flamenco verkauft wird.
Heute, Samstag, tritt um 20 Uhr die Gruppe um die Tänzerin La Lupi in der Kulturfabrik auf. Morgen, Sonntag, 20 Uhr, zeigen die Flamencoschulen der Region, was sie können. Nächsten Freitag, 11. Mai, tritt um 20 Uhr die Gruppe um die Tänzerin La Serrana auf. Das Festival endet am Samstag, 12. Mai, um 20 Uhr mit dem Auftritt von Leonor Leal. itz

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