Comedy Luke Mockridge in Trier: Der Lucky Man und die Luke

Trier · Comedian Luke Mockridge hat an zwei Abenden in der Arena Trier fast 9000 Zuschauer in die 90er-Kindheit entführt. Das macht selbst dann halbwegs Spaß, wenn man noch nie was vom Süderhof gehört hat.

 Comedian Luke Mockridge hat am Donnerstag und Freitag jeweils 4400 Zuschauer in der Arena Trier mit auf eine Zeitreise durch die 90er genommen.

Comedian Luke Mockridge hat am Donnerstag und Freitag jeweils 4400 Zuschauer in der Arena Trier mit auf eine Zeitreise durch die 90er genommen.

Foto: TV/Andreas Feichtner

Mittagspause in der TV-Kantine, Smalltalk zwischen dem Autoren dieses Artikels und Simon, dem Praktikanten aus der Sportredaktion. Beide waren am Abend zuvor bei Comedian Luke Mockridge in der ausverkauften Arena Trier. Der eine eher am jüngeren Ende der Zielgruppe, vermutlich bewindelt ins aktuelle Jahrtausend gekommen. Und der Schreiber: etwa eine Dekade über dem Soll, zwei Galaxien jenseits des Planeten Süderhof unterwegs. Vermutlich betrunken ins Jahrtausend gestartet. „Ich kenne natürlich die ganzen Sachen aus den 90ern, von denen Luke Mock ridge erzählt“, sagt Simon. „Neues vom Süderhof“, eine Kinderserie. Die „Gummibärenbande“, eine andere. „Und natürlich Center shocks.“

Center-was? Das klingt für Pershing-Kinder aus den 80ern fast bedrohlich. Ist aber keine postapokalyptische Kinderserie, sondern ein Kaugummi. Der Kalte Krieg war längst gegessen.

Luke Mockridge liegt altersmäßig dazwischen. „Ich werde in diesem Monat schon 29! Mann, bin ich alt!“ Das sagt er schon gleich zu Beginn seiner vom TV präsentierten Zwei-Stunden-Show. Um Mitleid bettelt er nicht, obwohl genügend Jüngere da wären, die Trost spenden könnten. Nicht nur der elfjährige Leo aus der ersten Reihe, dem Luke immer wieder schuldbewusst Schoko-Bons zuwirft, wenn er wieder mal über Themen doziert, die nicht unbedingt Fünftklässler-Alltag dokumentieren dürften. Etwa: Bekifft in der Sonntags-Messe. Wahrheit und Fiktion zum Thema Duschen zu zweit. Keine Details hier, keine Sorge.

Wenn Luke beleidigt, macht er das nicht eben filigran, aber mit Charme. Nix für ungut, aber sie seien nun mal „absolute Vollscheiße“, die Millennials, die das 20. Jahrhundert nur aus Netflix-Serien kennen. Die fünf vielleicht 15-jährigen Mädchen in Reihe 6 kichern. Ist schließlich nicht böse gemeint, wissen sie ja. Jede Generation hält sich für die beste. Das ist schon immer so gewesen. Wenn Mockridge am Klavier „Hänschen Klein“ im Stil von Falco, Linkin Park oder Grönemeyer interpretiert, dann zitiert er, was Otto Waalkes schon vor über 40 Jahren machte. Und aus der Ferne ruft ein Millennial: Otto – wer?

Es sind seine ersten Auftritte in Trier, beide in der vollen Arena. Insgesamt haben rund 8800 Zuschauer seine Solo-Auftritte am Donnerstag- und Freitagabend gesehen. Haben in Erinnerungen geschwelgt an die Kindheit in den 90ern, haben zum guten Schluss mitgesungen und Smartphone-Taschenlampen geschwenkt, als sich der „Lucky Man“ mit seiner Rockband Sprengstoff im Schnelldurchgang durch seine Kindheit und Jugend singt.

Luke Mockridge gibt den talentierten Klassenclown, den momentan wohl erfolgreichsten dazu: Kindheitserinnerungen triggern für diejenigen, die noch mehr Morgen haben als Gestern. Und die vielleicht nicht wissen, wo sie hinwollen in diesem Leben, aber zumindest, wo sie herkommen. Zum Beispiel aus Baumholder. Der Ort dient am Donnerstagabend als Inbegriff eines beliebigen Kaffs. Ein paar Variablen müssen schließlich sein, wenn das Programm schon naturgemäß von Abend zu Abend sehr ähnlich ist. Als Club, in dem er sich am Donnerstagabend noch „gut besaufen“ wollte, bot sich auf Zuruf natürlich schon namenstechnisch „Lucky’s Luke“ in Trier an, die legendäre „Luke“.

Dass Luke Mockridge neben Gitarre und Klavier und großer Schnauze auch Improvisation drauf hat, demonstriert der Sohn von Bill Mock ridge (spielte jahrelang den Erich Schiller in der „Lindenstraße“) bei einer aus dem Publikum zugerufenen Wand-Tattoo-Lebensweisheit, die er immer wieder ziemlich passend ins Programm einbaute. „Sieger stehen da auf, wo Verlierer liegen bleiben.“ Ganz ohne Klischees geht das zwar nicht ab. Frauen sind dies, Männer sind das,  blablabla, das ist immer noch ein ziemlich zentraler Nerv-Bestandteil in der deutschsprachigen Comedy. Aber da gibt’s deutlich schlimmere als Mockridge, der in Trier euphorisch gefeiert wird. Man mag ihm höchstens eins vorwerfen: Wer in einem Programm namens „Lucky Man“ in die 90er Jahre entführen will, könnte gut und gerne mal den gleichnamigen Song spielen, einen der schönsten der Dekade. Aber von „The Verve“ haben sie auf dem Süderhof auch nie was gehört.

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