Trier Comedy in Trier: Hans Moser ist Opas Bushido

Trier · Bereits zum fünften Mal sei er in Trier, sagt Stand-up-Comedian Johannes Flöck zu Beginn seines Auftritts. Bisher füllte er den kleinen Saal der Tufa, der 99 Plätze bietet. An diesem Abend haben sich doppelt so viele Zuschauer im großen Saal versammelt.

 Ein Mann, ein Mikro, eine Bühne – Johannes Flöck im großen Saal der Tufa.

Ein Mann, ein Mikro, eine Bühne – Johannes Flöck im großen Saal der Tufa.

Foto: Karin Pütz

Das nimmt er sofort zum Anlass, das Motto seines Programms ins Spiel zu bringen, und sagt strahlend: „So etwas verlängert meine Haltbarkeit.“ Dass dieser Titel zur Veranstaltung passt, wird auf vielfältige Weise deutlich: Im April sei er 50 geworden, seine eigene Vergänglichkeit thematisiert er an diesem Abend in der Tufa. „Alter ist relativ“, stellt er fest: „Für meine Eltern bin ich noch jung – meistens unser Jung‘ –, für meine 14-jährige Nichte bin ich schon halbtot.“

Die Zuschauer kommen aus dem Lachen nicht mehr heraus. Flöcks Gagdichte ist hoch, seine Mimik umwerfend und das Timing seiner Pointen perfekt. Dass er dabei die Haltbarkeit seiner Witze um einige Jahre verlängert, fällt nur dem auf, der nicht zum ersten Mal auf einer seiner Veranstaltungen ist. Etliche Gags hat er bereits vor vier Jahren im kleinen Saal der Tufa gebracht – offenbar unterschätzt er Haltbarkeit und Erinnerungsvermögen seiner meist über 50-jährigen Zuschauer. Flöck durchmischt Frisches mit länger Haltbarem.

Herzhaft lachen kann man an diesem Abend trotzdem – die Gags sind ja noch gut und viel zu schade zum Wegwerfen. Manche Zutaten präsentiert er neu gemixt und produziert eine Lachsalve nach der anderen. Hans Moser sei „der Bushido vom Opa“, habe Flöck seinen Neffen auf Nachfrage aufgeklärt. Dieser habe Mosers über 60 Jahre altes Lied „Die „Reblaus“ mit Hip-Hop-Beats unterlegt. Das Ergebnis trägt Flöck in der Tufa vor und verwandelt den Saal kurzzeitig in einen Dancefloor: „Die Reblaus is in the house.“ Auch bei Flöcks Yoga-Übungen fließen die Lachtränen im Publikum. So manch ein Zuschauer kann nachempfinden, dass „Yoga am entspannendsten ist, wenn es vorbei ist“.

Neben dem Haltbarkeitsthema wird eine Person zentral im Programm bedient: seine Freundin. Doch wer dabei an Mario Barth denkt, liegt falsch. Flöck führt sie nicht vor – bei ihm ist er es, der am Ende der Dumme ist. Dass er verbal so gut wie nie unter der Gürtellinie agiert und sein Humor nicht auf Kosten anderer aufgebaut ist, macht ihn umso sympathischer. Er füllt mit seinen Programmen keine Stadien, und das ist auch gut so.

Da steht ein Koblenzer Jung‘, dessen Geschichten so authentisch rüberkommen, als habe er sie selbst erlebt. Billige Zoten und übertriebene Gehässigkeiten hat er nicht nötig. Seine manchmal geradezu philosophischen Gedanken zeigen, dass er einen Bildungshintergrund hat, der sich (hoffentlich) auf eine längere Haltbarkeit seiner Bühnentätigkeit auswirkt.

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